Die Lassie Singers – Stadt, Land, Verbrechen
Das Album beginnt mit einer krachenden E-Gitarre, als wolle es von Anfang an klarstellen: Hier ist die Action, denn hier kommt eine wütende Band – und wir sind jung! So richtig glauben mag man das aber schon beim ersten Song nicht: Daß sich Mädchen über das „Kindchenschema“ (Song-Titel) anderer Mädels ärgern, die mit großen Kuhaugen Männer um ihren Finger wickeln, mag ja noch angehen. Aber warum wirkt die Musik dazu so statisch, warum treiben die Gitarrenriffs das Lied nicht voran? Warum klingt der Song so ausgedacht?
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Besser als die herrschende Deutschrock-Klasse ist das Trio natürlich allemal. Nur haben die Berliner mit dem 1993 erschienenen Album „Sei A Gogo“ die Meßlatte selbst ziemlich hoch gehängt. Und der genialische Dilettantismus des Vorgängers wird auf diesem dritten Album nur zweimal erreicht: Bei dem fröhlich-naiv dahinrasenden „Ampelmann“ und dem leichtfüßigen Mitsing-Song „Es ist so schade“. Ansonsten gibt es nette Texte, wie in der Ausflugshymne „Entrez La Nature“, denen die passende Melodie fehlt, nette Melodien wie in „Stadt, Land, Verbrechen“, denen ein überzeugender Text fehlt, und sogar einige Luschen, allen voran die Supernull „Der Mieter“ – hören und vergessen.
Mädels-Pop war die Schublade, die (auch als Abgrenzung gegen den Begriff,,Frauen-Rock“) für die fröhliche Musik erfunden worden ist Jetzt, so scheint es, ist das Aushängeschild dieses Marketing-kompatiblen Begriffs auf das eigene Image reingefallen: Die Mädchen sind immerhin über 30, also Frauen, und wären bestens bedient mit der Einordnung „Erwachsenen-Pop“. Doch dafür gibt es keine Zielgruppe, keine Marketing-Strategie, keine Image-Maschine, nicht mal einen Musiksender. Und bevor man auf all dies verzichtet, verzichtet man wohl lieber auf Experimente.