Die Lassie Singers

Ich hatte mich auf das Schlimmste vorbereitet, denn ich war gewarnt worden: „Sie hat ständig Entscheidungen blockiert“, erinnerte sich eine Freundin an ihre ehemalige Mitstudentin Almut Schumel. „Weil sie immer alles diskutieren wollte.“ Und eine Kollegin erzählte über die Lassie Singers-Sängerin: „Ich habe sie mal bei einer Freundin getroffen. Sie kam in die Küche, fing an zu reden, und der Raum war voll – sie war einfach unglaublich LAUT.“ Doch wer kam schließlich zum Interview? Zimmernachbarn aus der Groß-WG – Almut Schumel und C.C. Hügelsheim, die amtierenden Rest-Lassie Singers, sind zwei unauffällige Früh-Dreißigerinnen, Rollenmodell Langzeitstudentin. Fünf Jahre Pop mit deutschen Texten, zwei Platten, unzählige Touren, der (bisher eher mäßige) Erfolg und der (in Journalisten- und Musikerkreisen) hervorragende Ruf scheinen kaum Spuren hinterlassen zu haben. Selbst auf Kleinigkeiten reagieren die beiden mit Witzen: „Wir sind heute morgen im Flugzeug aus Berlin gekommen, und heute abend fliegen wir weiter nach Köln. Wir gehören jetzt zum Jet-Set“ „Normal: Normal!“ signalisieren die Berlinerinnen mit jeder Geste und Recht haben sie: Das zweite Album „Sei A Gogo“ lebte schließlich von „Wir sind wie ihr“, vom Erkennen der Song-Themen als Teil des eigenen Lebens. Die neue Platte „Stadt, Land, Erbrechen“ ist nicht ganz so erschütternd wahr wie der Vorgänger, doch der Weg der Band ist wirklich zu langweilig, als daß ihn sich jemand hätte ausdenken können. Warum haben sich die Lassie Singers Anfang des Jahres getrennt? „Mit Kathrin (von Witzleben, Ex-Sängerin) hatten wir unüberwindbare menschliche Probleme. Hermann Hermann (Ex-Gitarrist) wollte mehr Noise machen, und Spike (Latimer, Ex-Schlagzeuger) war Engländer, der ist zurück nach Hause.“ Wie kam es dazu, daß jetzt F.J. Krüger, ehemals Sänger der NDW-Combo Ideal, dabei ist? „Das war Zufall: Als wir einen neuen Gitarristen gesucht haben, hat man ihn uns an einem Abend in drei Kneipen unabhängig voneinander empfohlen.“ „Nur weil wir keine Ausbildung haben, machen wir den ganzen Scheiß“, sangen die Lassie Singers in ihrem Nicht-Hit „Hamburg“. Das gilt auch heute noch, bestätigen die Musikerinnen, die nebenher immer noch Aushilfe-Jobs machen. Der Berufs-Einstieg, der für die ehemalige Germanistik-Studentin Almut angestanden hätte, wäre das Ende der Musiker-Laubahn gewesen. Also nicht Statt dessen schlurft sie am Ende der Hühnerleiter Musik-Business herum, bleibt dickköpfig bei Eigenheiten und zeigt damit eine Standhaftigkeit, die Grundlage jeder Arbeit mit Ewigkeitswert ist.

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