Die Sterne – Das Weltall ist zu weit
Einer muss den Job ja doch machen: Die Sterne ticken also mal wieder das System und bescheren uns die Platte zur allgemeinen Befindlichkeit Auch wenn man sich über „Das Weltall ist zu weit“ in etwa so freut wie über eine verkorkste Steuerreform. Ein vollwertiges Schuhpaar wird aus dem Titel erst, wenn der Satz zu Ende gebracht wird: „Das Weltall ist zu weit, und der Rest ist schon verteilt.“ Was dem Handlungsspielraum wenig Auslauf lässt.
Deswegen fühlt man sich bei dem Album auch wie auf Besuch in der Eckkneipe, in der selbst ansonsten beinharte SPD-Wähler schon lange keine Lust mehr haben, wo man von Visionen nichts mehr hören möchte und nur noch unwillig murrt, dass alles sowieso immer nur schlimmer wird. „Was kommt als nächstes, vielleicht noch die Pest“, markieren die Sterne in „Hier ist mein Standpunkt“, und an diesem Tresen werden dann gern wieder die Personalpronomen in Stellung gebracht, um wenigstens in einer Sache klar zu sehen: Da sind die da, „Dir“, die irgendwie die Schalthebel der Macht bedienen, und wir armen Hascherl, die doch bittesehr ein wenig enger aneinander rücken sollten. Für etwas mehr an Stallgeruch.
„Gewalt ist keine Lösung und reicht auch nicht als Strategie/ Wir rufen ausdrücklich nicht dazu auf, doch die/ Die den Druck ausüben, um uns in die Knie zu zwingen/ Die sind gewalttätig, während wir nur singen“, singt eben Frank Spilker in „Hier kommt die Kaltfront“, und dem Sterne-Texter ist diesmal wirklich nicht vorzuwerfen, dass er sich hinter Metaphern oder hermetischen Sätzen verstecken würde.
Auch die Musik gönnt sich keinerlei Opulenz mehr. Manchmal darf man noch einen unwirsch eingesungenen „Lalala“-Chorus als zynischen Kommentar zur Lage hören, während die Lieder ansonsten zwischen dem Sterne-Funk, Reggae und Bob Dylan noch einen Rest an Stimmung zusammenzufegen versuchen.
Alles ist auf den Punkt hin genagelt. Nirgendwo ein Überschuss, der wie früher mal ein zweites Nachdenken lohnt. Als ob es gar nichts mehr zu verteilen gäbe.