Die Toten Hosen

Learning English, Lesson 3

Cheers! Campino und Freunde feiern den Merseybeat

Es gibt diverse Konzepte, wie erfolgsgestählte Um-die-sechzig-Männer des deutschen Rock-/Punkmusik-Spektrums den Herbst ihrer Karriere bestreiten. Man macht sich rar, schreibt Bücher oder wird zu einer knarzigen Hörbuchstimme. Manch einer versucht sich als Mime oder Regisseur. Illustrator von Kinderbüchern wäre eine weitere Option. Angesichts der großen Bekanntheit stehen jedenfalls viele Türen offen.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Oder man macht einfach ein weiteres Album. Im vorliegenden Fall die dritte Ausgabe einer Reihe, in der die Düsseldorfer Haudegen englischsprachige Coverversionen als „Reenactment“ aufführen. Dieser Fachbegriff bezeichnet die „Inszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse“, hier die Ära des Merseybeat der frühen Sechziger. Dazu zählen ewige Klassiker wie „Ferry Cross The Mersey“, in der Campino erstaunliche Fähigkeiten als Crooner entwickelt. Oder die Midtempo-­Tanzschaffe „You’re No Good“ von The Swinging Blue Jeans.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

„She’s Sure The Girl I Love“ hat ultraflotte Turbobläser nebst Beatles-Harmonien. Natürlich gibt es auch protopunkige Abräumer wie „Hippy Hippy Shake“ oder „Walking The Dog“. Das Ganze klingt nach lots of fun bei den Aufnahmen im Studio. Und so sollte es auch die geschätzte Hörerschaft nehmen: als repräsentative Geschichtsstunde der „Liverpool Band Explosion“, in der es rings um die damals noch intakten Anlagen des britischen Amerika-Hafens über 300  Kapellen mit schmalen Lederschlipsen gegeben hat.

Auch ein Lennon/McCartney-Song ist dabei. „Back To Me“, interpretiert von Billy J.Kramer and the Dakotas. Außerdem zwei, drei Brecher, den auch die Fab Four in ihrer Coverband-Ära im Cavern Club spielten, „Do You Love Me?“ etwa, aus der Feder von Motown-Boss Berry Gordy, das die Hosen ultraschnell runterschrubben. Der Nutzwert von „Learning English, Lesson 3: Mersey Beat! The Sound Of Liverpool“ dürfte sich in schäumenden Partyund Clubräumen dieser Republik zeigen, wo man zum krachenden „Sha-la-la-la“ auf dem Tresen tanzt.

Das ist zwar zum Jahreswechsel 2020/21 offiziell unerwünscht – aber es kommen ja auch wieder bessere Zeiten. Cheers!