Die Unglaublichen :: Start 9.12.

Disneys Zeichner müssen bitterlich geweint haben. Jahrzehntelang waren sie in ihrer Disziplin unschlagbar. Sie brachten 1937 mit „Schneewitchen und die sieben Zwerge“ den ersten abendfüllenden Trickfilm heraus, schufen 1994 mit „Der König der Löwen“ das erfolgreichste Werk dieses Genres. Nun hat die Trickfilmklitsche Pixar die Trutzburg Disney in knapp zehn Jahren geschliffen. „Die Kühe sind los“, die letzte herkömmlich gezeichnete Produktion der inzwischen arbeitslosen Traditionalisten aus Burbank war zudem ein küntlerischer Offenbarungseid – nicht nur gemessen an Pixars neuen CGI-Hit „Die Unglaublichen“

Pixar hat neben den konkurrierenden Kollegen von Dreamworks („Shrek“) die besten Animationstechniker – vor allem jedoch hoch begabte Geschichtenerzähler. Das machte zuletzt in „Findet Nemo“ bereits den eigentlichen Reiz aus. In „Die Unglaublichen“ ist Fantasie, die Lust am Kino, an der Variation und an den Charakteren zu spüren. Daran mangelt es den meisten Hollywood-Großproduktionen eklatant „Die Unglaublichen“ ist ein Actionfilm, kinetisches Kino mit Kameraeinstellungen, Perspektivwechseln, Schnitten, Tempo – die Kunst der Pause und Pointen in Perfektion, gebettet in einen parodistischen Plot über Familien- und Außenseiter-Dramen, den Status von Helden in der Gesellschaft und Comic-Verfilmungen.

„Kaum habe ich die Welt gerettet, bringt sie sich sofort wieder in Gefahr“, grummelt Bob Parr alias Mr. Incredible am Anfang. Der blonde Koloss und „Superhero of the year“ stemmt Eisenbahnwaggons statt Hanteln beim Training, schüttelt die Mieze eines alten Mütterchen vom Baum und fängt Bankräuber. Bei dem Stress geht schon mal einiges zu Bruch. Doch als er einen Selbstmörder vom Sprung in die Tiefe bewahrt, wird er von dem Mann verklagt. Sein Klient wollte nicht gerettet werden, erklärt der Anwalt, habe nun einen verstauchten Nacken. Eine Klageflut bricht über die Superhelden herein, den Schadensersatz muss der Staat zahlen, bis das Superheldentum verboten wird.

Bob wird nun Versicherungsvertreter, hockt gebückt und frustriert in einem engen Büro, während seine Frau Helen, das ehemalige Elasticgirl, sich um die drei Kinder kümmert. Mit herrlicher Ironie werden Alltag und Eheleben geschildert, und es ist schon erstaunlich, wie man mit den Figuren fühlt, in ihnen sogar reale Personen sieht. Pixar hat auf Tiere oder niedliche Wesen verzichtet, ist mit dem sechsten Film erwachsen geworden – und erweist sich generationsübergreifend als das bessere Disney.

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