Diverse – Monsieur Gainsbourg Revisited
Sie sind gekommen, um ihn zu verehren. Die Stars drängelten sich fast um ihren Platz auf der Track-Liste dieses Tributs. 15 Jahre nach seinem Tod nimmt Serge Gainsbourg eben eine zentrale Position im Referenzsystem des Pop ein. Er experimentierte schon mit afrikanischen Rhythmen und Gesängen („Gainsbourg Percussions“, 1964), als Paul Simon noch mit Art Garfunkel schön in Terzen vortrug. Er tändelte bereits 1975 mit stumpfer NS-Symbolik („Rock Around The Bunker“), also viele Jahre vor DAF, Laibach und erst recht Rammstein. Der Provokateur aus Paris unterlegte die unantastbare „Marseillaise“ mit frechen Reggae-Beats („Aux Armes Et Cetera“) und erntete (wie Hendrix vorher mit seinem US-„Banner“) das unisone Wut-Geheul der Chauvinisten. Und dann, natürlich: „Je t’aime… moi non plus“, kalkulierter akustischer Koitus, erst mit der Bardot, dann mit Jane Birkin. Ohren-Viagra für ungezählte Feten der 69er. L’edat, c’est moi. Nachvollziehbar, dass Madonna ihn als wichtigen Einfluss nennt.
14 englischsprachige Verbeugungen vor dem Meister sind hier versammelt, und natürlich kommt ein einheitliches Bild nicht zustande. So erhält die Kopulationshymne bei Cat Power und Karen Elson („I Love You (Me Either)“) einen homoerotischen Touch, bleibt klanglich aber auf gewohntem Terrain. Franz Ferdinand und die Birkin bauen, „A Song For Sorry Angel“ als schön ruppigen Alternative-Rock a la „In Bloom“, während sich Michael Stipes behutsamer Quasi-Rap „L’Hotel“ (produziert von Ex-Pumpkin James Iha) auf R.E.M.s „Reveal“ gar nicht so übel gemacht hätte. Marc Almond & Trash Palace verbinden im bizarren „Boy Toy“ schmatzende 8oer-Elektronik mit modernem Byte-Gefiepse. Erwähnenswürdig auch die Beiträge von Jarvis Cocker, Portishead, The Rakes und Placebo.
Fast alles wirkt verblüffend heutig, das Beste steht aber ganz am Ende. Carla Bruni beklagt mit resignierter Stimme „Those Little Things“ in einer missglückten Liebe. Ein Ex-Model. Da hätte er sofort trösten wollen, der alte Schwerenöter.