Diverse – Rio Reiser Familienalbum
Wir müssen nicht sinnlos über den Sinn eines Rio-Reiser-Coveralbums argumentieren, wir sollten überlegen, was es für die zwölf alten und jungen deutschen Pop-Acts bedeutet, bei einem solchen Coveralbum dabei zu sein. Ein Hieb in die Fresse des Kapitalismus ist es nicht, aber immerhin noch ein leicht vorwurfsvolles Wangenpatschen. Idioten bekommen die Chance zur öffentlichen Verbrüderung, ach was, zum öffentlichen Bekenntnis, denn die alten Lieder sind ja noch heute irgendwie voll brisant Der Witzbold, der übrig bleibt, covert dann ,.König von Deutschland“. Es ist Ferris MC.
Das endgültige Urteil muss unterbleiben, weil ich es beim besten Willen nicht geschafft habe, bestimmte Beiträge bis zum Schluss zu hören, das rastafarisch geraprockte „Mein Name ist Mensch“ der Söhne Mannheims und Marianne Rosenbergs abscheuliches „Für immer und dich“, bei dem sie wie eine „Superstar-Kandidatin jeden Schlenker zusätzlich verschlenkert, was besonders bei der Zeile „egal, wo du heut pennst“ zu überraschenden Ergebnissen führt. Nena, Joachim Witt, Wir sind Helden, Paula, Fehlfarben und andere nehmen Scherben- und Solo-Stücke, beweisen zum Großteil die wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, dass Reisers Texte in den Mündern anderer Leute genau so beschränkt klingen wie ihre Eigenkompositionen. Dass Frank Spilker von den Sterne „Wenn die Nacht am tiefsten ist“ gut steht, verwundert weniger als die trockene, gelungene „Alles Lüge“-Version von ausgerechnet VIVA-Schreck Tobi Schlegl.
Reisers Stimme hört man nur am Anfang bei „Herzverloren“, einem längst auf Single veröffentlichten Soul-Uplifter mit Geigen und E-Piano, sicher nicht essenziell. Kleiner Tipp für Fans der Söhne Mannheims: Das Album lohnt sich trotzdem!