Diverse :: The Last Picture Show
Peter Bogdanovichs Soundtrack: traurige Lieder für die Ewigkeit
Traurige Lieder rühren – wie von Elton John einmal in einem Song erläutert – nicht erst in neuerer Zeit viele Gemüter. Richtig zu Herzen gehende Songs sind die unverwüstlichsten der ganzen Pop-Geschichte überhaupt – wie man auch an denen sehen kann, die Peter Bogdanovich für die Verfilmung von Larry McMurtrys Roman „The Last Picture Show“ auswählte. Die Hitparaden der Jahre 1951/52 dominierten landesweit Patti Page und Bing Crosby, Nat King Cole und Les Paul & Mary Ford, aber nicht die der Rundfunksender in Anarene, West Texas. Hier gehörten offenbar Hank Williams‘ herzzerreißendes „Cold, Cold Heart“ und „Jambalaya (On The Bayou)“, „Rose, Rose I Love You“ von Frankie Laine und „Faded Love“ von Bob Wills and His Texas Playboys zu den beliebtesten Liedern. Auch Tony Bennett sang damals eine überaus erfolgreiche Cover-Version von „Cold, Cold Heart“. Überhaupt brachten es immer wieder auch Country-Songs wie Hank Snows „A Fool Such As I“ über Genre-Grenzen hinaus zu enormer Popularität. An Letzteren sollte sich Elvis später noch sehr gut erinnern.
Über besagte Grenzen hinaus war ein Frankie Laine ebenfalls so beliebt, dass man seine Platten – wie die neuesten Ohrwürmer der nicht ausgesprochen Country Music-affinen von Eddie Fisher oder Johnny Ray – auch gern im westlicheren Texas hörte. Dass Bogdanovich damals glaubte, auf Patti Page gänzlich verzichten zu können, war eine etwas wagemutige Entscheidung. Statt dessen votierte er für nicht weniger als neun große Hank-Williams-Songs, darunter „My Son Calls Another Man Daddy“ und „Why Don’t You Love Me (Like You Used To Do)“, die atmosphärisch ganz wunderbar die Tristesse der Erzählung reflektierten. Dass er für den Soundtrack auch „Blue Velvet“ in der hinreißenden Aufnahme von Tony Bennett auswählte, darf man wohl als Liebeserklärung an das damals mit ihm verbandelte Model verstehen, das er mit sehr umsichtiger Regie neben Ben Johnson, Jeff Bridges und Ellen Burstyn richtig gut aussehen ließ. Die depressive Endzeitstimmung des Films trafen die gut zwei Dutzend Songs wohl besser, als das jeder dafür in Auftrag gegebene Soundtrack vermocht hätte. (Cherry Red/Rough Trade) Franz Schöler