Diverse – Wo ist zu Hause, Mama :: Trikont US-0210/Indigo

Wo die Heimat sei, davon handelte das letzte Album von Thomas Meineckes Band F.S.K. Aus dem transatlantischen Reigen „The Sound Of Music“ stammt das Intro zu den „Perlen deutschsprachiger Popmusik“, wie ordentlich ironisch der Untertitel dieser Sammlung lautet. Hernach singt jemand, dessen Stimme für Amerika spricht: Johnny Cash interpretiert in wunderbar verschliffenem, knarzigem Deutsch „Wo ist zu Hause, Mama“. Der Übervater stellt die letzte Frage. Es antworten die deutschen Musiker und Songschreiber.

Nur sechs der versammelten Lieder waren bisher unveröffentlicht, darunter ein hübsches „Hamburg Lied“ von Trinkende Jugend und ein gewohnt derbes „Mach den Kopf zu“ von Wiglaf Droste, dem man Heimatgefühle nur zögerlich unterstellen möchte. Aber auch Droste hat ja eine Mama. Der Rest ist ein oft anrührendes, manchmal fröhlich dilettantisches Umkreisen des Themas. Einmal mehr vertritt „Titelstory gegen ganzseitige Anzeige“ (von „Mamas Pfirsiche“) die Flowerpornoes, also Tom Liwa – obwohl dessen Reflexionen über Heimat und Herkunft in anderen Songs noch expliziter verhandelt werden. Auch Sven Regeners Element Of Crime hätten mit anderen Liedern als „Immer unter Strom“ Kongenialeres beitragen können.

Eine Entdeckung: Checkpoint Charlie mit ihrem Vereinigungs-Beitrag „Er fährt nicht mehr nach Thailand, weil er sein Glück in Sachsen fand“. Das wäre doch auch eine schöne Folge des Zusammenwachsens – hätte die Gruppe dabei nicht Böses im Sinn. Fanny van Dannen stimmen einen Minnesang auf „Nana Mouskouri“ an – da fehlen nur noch die genialischen Albereien von Olli Dittrich und Wigald Boning. Irgendwann aber reicht es nicht mehr, Schlager & Volksmusik zu verballhornen. Irgendwann gilt es, dem verhaßten Stumpfsinn etwas entgegenzusetzen. Die eigene Heimat nämlich.

No Goods mit „Wilder Westen“, F.S.K. mit „Diesel Oktoberfest“ und Tub On A Truck mit „Letzte Wache“ finden das Vertraute im Fremden von Amerika. Wie überhaupt allenfalls der unvermeidliche Romantiker und Küchenphilosoph Bernd Begemann das Deutsche ausdrückt. Der Begemann sieht zwar gar nicht so aus, aber er liebt dieses Land wirklich.

Nein, der Standort Deutschland, das Deutschland von Kohl, Kopper und Kinkel, von BMW, VW und Mercedes – es kann die gesuchte Heimat nicht sein. Das zu bemerken, hätte es diesen Sampler natürlich nicht gebraucht. Aber tröstlich ist er trotzdem.

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