DMD KIU LIT :: Den Wienern gelingt mit Leichtigkeit ein großes Kunstwerk.

Nach langem Grübeln weiß ich nun endlich, wofür die kryptischen Großbuchstaben des Titels stehen: „Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“. Das klingt melancholisch und theoretisch zugleich. Der Kapitalismus, einst Glücksversprechen und Motor des Pop, trägt nicht mehr. Die Kicks und Thrills, die uns so lange bei der Sache hielten, werden immer kleiner und billiger: „I was sleeping in a room with my soul left out“, singt Andreas Spechtl in „The Evening Sun“.

Dass das vierte Album von Ja, Panik noch einmal deutlich besser geworden ist als die tollen Vorgänger, liegt allerdings auch an der lockerer und lasziver gewordenen Musik. In nur zehn Tagen hat die schon vor einer Weile von Wien nach Berlin immigrierte Band die 15 Songs im Studio von Moses Schneider eingespielt. Oft muss man dabei an eine deutsche Version von Franz Ferdinand denken, etwa bei „Trouble“ oder „Surrender“. Der Roxy-Music-Klassiker „Bittersweet“ wird mit nervösem Lärm aufgeladen, und die Zweisprachigkeit des Originals kommt Spechtl sehr entgegen – er wechselt ja selber permanent zwischen Deutsch und Englisch. Etwa im typisch verrätselten „Nevermind“: „Vielleicht weil er dich nur als den einen liebt, hinter dem das Viele liegt, bist du fürchterlich verängstigt. Aber, Sebastian, nevermind, solang sich deine Situation in meine Richtung neigt.“ Diese Zeilen muss man hören, um sie zu begreifen, denn die Manieriertheit, die übercoole Pose, die der Sänger dabei einnimmt, potenziert die Bedeutung der Worte.

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