Dolls von Takeshi Kitano :: (Start 30.10.)

Erlösung. Eine Kugel reicht. Alles andere ist bei Takeshi Kitano ewiges Leid. Warten auf den Tod.

Bis dahin balgen sich Gangster in „Sonatine“ beim Sumo-Ringen am Strand wie Kinder, verbringt ein Polizist in „Hana-Bi“ noch einen Urlaub mit seiner erkrankten Frau und seinem verkrüppelten Partner, sitzt ein nach Amerika geflohener Yakuza bei der Ankunft seiner Mörder geduldig in einem Lokal. Und in „Dolls“ ist es jetzt die Liebe, die einen umbringt und damit von eben jener Qual befreit.

„Dolls“ erzählt drei Episoden, von denen eine die anderen beiden rein symbolisch überschneidet. Der Angestellte Matsumoto (Hidetoshi Nishijima) steht kurz vor der Hochzeit mit der Tochter seines Chefs. Er wird in der Hierachie aufsteigen, und Kollegen, die sich künftig vor ihm verbeugen müssen, ist es unverständlich, dass er für die Karriere seine große Liebe Sawako (Miho Kanno) verlassen hat. Als Matsumoto von ihrem Selbstmordversuch mit einer Überdosis Tabletten erfährt, holt er sie aus dem Krankenhaus, gibt alles auf und zieht fortan mit dem geistig verwirrten Mädchen an einer Schnur durchs Land.

Auf ihrer unendlichen Reise kreuzen sie stumm die Wege von zwei weiteren Paaren. Der alternde Yakuza Hiro (Tatsuya Mihashi), der bereits mehrere Attentate überlebt hat, erinnert sich an seine Jugendliebe (Chieko Matsubara). Sie hatte ihm immer das Mittagessen bereitet, das sie gemeinsam auf einer Parkbank verspeisten. Als er sie verließ, wollte sie dort jeden Tag erscheinen und seiner Rückkehr harren. Als Hiro nun 30 Jahre später nachsieht, sitzt sie tatsächlich an jener Stelle mit den Lunchpaketen auf dem Schoß. Und der scheue Bauarbeiter Nukui (Tsutomu Takeshige) schwärmt für die junge Popsängerin Haruna (Kyoko Fukada). „Wenn man verliebt ist, werden alle Mädchen schön“, singt sie und signiert einen Fotoband von sich. Nun hat sie sich zurückgezogen aus dem Musikgeschäft und will niemanden mehr sehen, seit sie bei einem Auounfall ein Auge verlor. Um sie dennoch treffen zu können, prägt Nukui sich ihr Gesicht ein und schneidet sich dann die Pupillen raus.

Diesen drei Geschichten hat Kitano das traditionelle japanische Bunraku voran gestellt. Marionetten, die eigentlich vor einem abgedunkelten Hintergrund bewegt werden. Doch Kitano zeigt die Puppenspieler so unerbittlich, wie das Schicksal seine Fäden zieht. Maskenhaft lässt er denn auch seine Schauspieler agieren. Emotional zeigen sich die Figuren nur in Rückblenden, bevor sie ihr Glück und Gefühl verloren und die Zeit verstrichen ist. Mit erschütternder Tragikomik begleitet er Matsumoto und Sawako, die in Kostümen des Designers Yamamoto vor faszinierend farblich abgestimmten Landschaften durch die Jahreszeiten wandeln, bis sie im bitter-poetischen Schlussbild den Marionetten gleichen.

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