Dolores O’Riordan – Are You Listening?
Eine Soloplatte von Dolores O’Riordan, da erwartet man das Offensichtliche. Für das Laute, Ungestüme waren bei den Cranberries ja vermutlich die Jungs zuständig, und also stellt man sich die Sängerin im Alleingang als irische Folk-Chanteuse mit Pop-Appeal vor – „Ode To My Family“ und „Linger“ auf Albumlänge, so in etwa.
Tatsächlich gibt es auf „Are You Listening?“ solche Lieder, den von Youth sehr brav produzierten Opener „Ordinary Day“ zum Beispiel, das schön sentimentale „When We Were Young“, auch das akustisch rollende „Accept Things“. Doch O’Riordan setzt nach dem Aus bei den Cranberries insgesamt überraschenderweise auf stilistische Vielfalt. Drei, vier Stücke haben harte Gitarrenriffs im Zentrum und klingen mindestens einmal wie eine milde Version dieser Goth-Metal-Bands mit Sängerin („In The Garden“). Andere Stücke tauchen in weich gezeichnete Finsternis ab und fangen mit klein getippten Pianofiguren an, wie das Spinnenbeinlied „Black Widow“ und das seltsame „Human Spirit“, bei dem eine Tin Whistle zu scheppernden Retorten-Beats flötet.
Doch überzeugend ist das meistens nicht. Obwohl mit „October“ und dem genannten „When We Were Young“ zwei trademark tunes gelingen, die an die guten Momente der Cranberries heranreichen, ist „Are You Listening?“ bestenfalls ein vorsichtiger Neuanfang das Songwriting ist (noch) nicht auf der Höhe, und der Familienmensch O’Riordan hat jenseits der Sturm und Drang-Zeit noch keine Idee, wie ein zweiter Anlauf sinnvoll klingen könnte. Also, ja: Wir haben zugehört. Aber begeistert sind wir nicht.