Doyle Bramhall II & Smokestack – Welcome
Man kann ihm einiges vorwerfen, ja sogar Argumente für die Einschätzung anhäufen, er sei ein überschätzter Langweiler. Das Herz für die zweite Reihe aber kann man Eric Clapton kaum absprechen. Für die, die ihm Inspiration waren und sind und deshalb sein helleres Rampenlicht teilen soll(t)en. In den 70er Jahren tourte er mit Muddy Waters selig, in den 90er Jahren nahm er Louisiana-Cowboy Clarence Gatemouth Brown ins Schlepptau. Nun wendet sich Clapton einem jüngeren Jahrgang zu. Auf „Riding With The King“ coverte er mit B. B. King gleich zwei
Songs von Doyle Bramhall II, die dieser derzeit sogar live an der Seite Claptons vortragen darf.
Eine mutige Entscheidung, denn Clapton muss aufpassen, dass ihn der (auch nicht mehr so ganz junge) Youngster mit texanischem Bhies-Steckbrief (Sohn von Doyle I, Fab. T-Birds, Are Angels) nicht in die Garderobe spielt. Indizien dafür liefert auch sein drittes Album, das kaum zufallig als Band-Arbeit firmiert. Die kompakte bis waghalsige Kraftentfaltung, die auch die Co-Produzenten Jim Scott (Whiskeytown, Neal Casal etc.) und Benmont Tench (Tom-Petty-Keyboarder) fast 1:1 abbilden helfen, geht allenfalls auf Kosten einer melodischen Finesse, die noch den Vorgänger Jellycream “ zuweilen in Ron-Sexsmith-Nähe geführt hatte. Hier lächeln vor allem Engel Jimi Hendrix und Onkel Stevie Ray breit von Wolke 7, wenn Bramhall zum Auftakt seinem „Green Light Girl“ flinke Riffs zu Füßen wirft und sich überhaupt im weiteren Verlauf als Gitarrist mal so richtig schön gehen lässt.
Der subtile Soul-Vokalist geht darüber indes nicht verloren, nicht nur in der flehenden Bitte „Send Some Love“. Und wer hören möchte, wie sich heute noch „Dynamik“ jenseits von Blues-Rock-Klischees buchstabieren lässt, der greife gleich zum 8-Minuten-Duo „Thin Dream“ und „Cry“ am Ende von “ Welcome…“. So hat Bramhall zwar Texas stets im Herzen, scheut aber nicht die Einsicht, dass es da hinterm Horizont sehr wohl weitergehen muss. Es könnte eng werden für Eric.