Dream River :: Spartanischer, spröder -neue Songs vom großen Amerikaner

Das neue Studioalbum von Bill Callahan ist wie ein langer ruhiger Fluss, der Traum von einem einfachen Leben in einem unschuldigen Amerika. Da ist gleich am Anfang diese fensterlose Hotelbar, ein perfekter Schutzraum an einem heißen Nachmittag: „The only words I’ve said today are ,beer‘ and ,thank you'“, brummelt Callahan im schläfrigen Bassbariton: „Beer / Thank you/Beer / Thank you/Beer “ Die Hotelbar wird zum Ort der inneren Einkehr, während draußen ein verlorener Zug nach einem Artgenossen ruft, der hier schon lange nicht mehr fährt. Der Rhythmus von „The Sing“ ist so langsam wie ein alter Schaukelstuhl, der auf einer morschen Veranda knarzt. Es ist ein trauriges, aber kein hoffnungsloses Lied, denn es gibt viele, die auf der Suche sind: „We’re all looking for a body/Or a means to make one sing.“

Die Musik Bill Callahans klingt auf „Dream River“ deutlich spartanischer als auf den beiden zum Teil recht opulent arrangierten Vorgängern „Apocalypse“ und „Sometimes I Wish We Were An Eagle“. Die Schläfrigkeit des amerikanischen Südens durchzieht viele der Songs, die Callahan im Januar dieses Jahres in Texas aufgenommen hat. Oft wirkt es, als würde er seine Texte rezitieren -etwa so wie Gil Scott-Heron -, während die drei-bis sechsköpfige Band sehr entspannt dazu improvisiert. „Javelin Unlanding“ gehört zu den wenigen Stücken, die so etwas wie eine Hookline besitzen, oder eine erinnerbare Melodie, aber selbst die ist letztlich doch eher angedeutet.

Wer die spröden Songs mag, die Callahan früher noch unter dem Namen Smog veröffentlichte, wird auch von „Dream River“ nicht enttäuscht. „Seagull“ offenbart eine große Sehnsucht danach, irgendwo anzukommen:“With all the tolls we pay/We’ll own the highway some day/And the weight of the world slips away/And the seagull falls back on the sea.“ Mit „Ride My Arrow“ knüpft Callahan an „America“ an, die liebevoll kritische Auseinandersetzung mit seinem Heimatland auf „Apocalypse“:“War muddies the river/And getting out we’re dirtier than getting in“, singt er und man spürt trotzdem seine große Verbundenheit mit diesem großen Land. Künstler wie Bill Callahan prägen das Bild eines faszinierenden Sehnsuchtsorts Amerika.(Drag City/Rough Trade)

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