DVD

BLOW, Ted Demme (Kinowelt)

Etwas sprunghaft ist die Verfilmung der skurrilen Lebensgeschichte von George Jung ausgefallen. Während der Siebziger soll der Bursche aus der Provinz für Kolumbiens Medellin-Kartell den Kokainhandel kontrolliert und damit den so genannten Schneesturm ausgelöst haben. Lethargisch und mit glasigem Blick spielt Johnny Depp jenen als unbedarften Junkie, der zuerst Gras verhökert am kalifornischen Strand, eher durch Zufall an die Koksmafia gerät und den Irrsinn wohl nur durch steigenden Realitätsverlust überlebt hat. Seine Tragik und die melodramatischen Momente mit seinen Eltern und seiner späteren Tochter bleiben an der Oberfläche eines exzellent gefilmten Bilderbogens. Extras: Audio-Kommentar von Demme, Interview mit Jung, Features über Kokshandel – und die Wirkung von Drogen. 3,0

PEARL HARBOR, Michael Bay (Buena Vista)

Geschichte wiederholt sich, und manchmal zeigt das Schicksal dabei einen kuriosen Sarkasmus: Das von Jerry Bruckheimer produzierte Epos über Liebe in Zeiten des Krieges kam 60 Jahre nach dem Angriff der Japaner auf die US-Flotte in Pearl Harbor und drei Monate vor dem Anschlag aufs World Trade Center in die Kinos. Trotz des Kitsches, der Klischees und etlicher Schwächen in der Inszenierung wird man dieses Monumentalwerk in zehn Jahren gewiss als Klassiker rezipieren. Der auf 177 Minuten gestreckte Director’s Cut erscheint als dreiteilige DeLuxe-Edition mit drastischeren Szenen und üppigen Extras wie Audio-Kommentaren, Zeitzeugenberichten, Dokumaterial, Storyboards. 3,0

VERRÜCKT/SCHÖN, John Stockwell (Buena Vista)

„Spider-Man“-Schwarm Kirsten Dunst darf man jetzt einen Star nennen. Hier ist sie neben „The Virgin Suicides“ in ihrer besten Rolle als Schauspielerin zu sehen. Unaufdringlich und lebensnah hat John Stockwell in seinem Regiedebüt das „Romeo & Julia“-Thema anhand der Liebe zwischen einer weißen, aufsässigen Politikern und einem strebsamen Latinojungen aus den Slums von L.A. zu einem Integrations- und Generationskonflikt über Zukunftsperspektiven und Bildungschancen variiert. Unfassbar und lächerlich, dass einige offizielle Stellen sein Drama als „jugendgefährdend“ eingestuft haben, wie Stockwell im Audio-Kommentar erzählt. Weitere Extras: Making-of, entfallene Szenen, Trailer. 3,5

KISS OF THE DRAGON, Chris Nahon (BMG)

Seit „Tiger & Dragon“ finden Kung-Fu auch Menschen toll, die bis auf den gelegentlichen Besuch eines deutschen China-Restaurants alles Asiatische verschmähen.

Mit diesem hartgesottenen Körperkino werden diese jedoch wieder nichts anfangen können: Die französische Produktion über einen Polizisten aus Shanghai, der in Paris von den tumben Schergen eines korrupten, sadistischen Inspektors gehetzt wird, liegt nahe am Trash und erfüllt fast jedes Klischee. Dennoch sind die Kampfsequenzen mit Jet Li meisterlich und in einer konzentrierten Direktheit choreographiert, dass man auch als Zuschauer hinterher erschöpft ist. Luc Besson („Nikita“) fungiert nur als Produzent, aber Ausstattung und das dualistische Bewegungsthema ähneln durchaus seinem Stil. Die Version mit Freigabe ab 18 bietet natürlich noch explizitere Szene, aber keine Extras wie Interviews und Making-of der FSK-16-Fassung. 3,5

WEGE ZUM RUHM, Stanley Kubrick (MGM)

Bis auf den Original-Kinotrailer von 1957 wird Kubricks erstes Meisterwerk ohne Bonusmaterial veröffentlicht, aber besitzen muss man den mit bestechenden Bildern in Schwarzweiß gedrehten Film natürlich trotzdem. Kirk Douglas war von dem jungen Regisseur dermaßen beeindruckt, dass er ihn zwei Jahre,späterfür“Spartacus“ durchsetzte und ihm damit den einzigen echten Hit bescherte. Die Nähe, die der Star suchte, war Kubrick allerdings lästig. „Paths Of Glory“ ist noch heute der beste, vielleicht einzige wirklich Antikriegsfilm. Erschütternd sind nicht nur der vergebliche Sturmlauf französischer Truppen über das Schlachtfeld von Verdun, bei dem nur das Jaulen der Granaten und Douglas‘ Trillerpfeife zu hören sind, sondern vor allem die präzise porträtierte, zynische Eitelkeit des kommandierten Wahnsinns. 5,0

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