Hätte bloß jemand mit Verstand „Pearl Harbor“ verfilmt

Michael Bay verschätzte sich völlig an der historischen Dimension seines Filmprojektes. Einen Vorteil hatte der künstlerische Flop für den Regisseur aber: Der Katastrophenkitsch „Armageddon“ wirkte plötzlich wie ein Meisterwerk.

Im Nachhinein erscheint es als eine wirklich verrückte Entscheidung, die Geschichte von „Pearl Harbor“ in eine von Michael Bay inszenierte Liebesgeschichte mit Ben Affleck, Josh Hartnett und Kate Beckinsale in den Hauptrollen zu verwandeln.

Mehr zum Thema
Wie kam nur diese Vergewaltigungs-Szene in einen Nerd-Film?

Aber das war 2001. James Cameron hatte gerade alle Kassenrekorde gebrochen, indem er das Titanic-Desaster in eine Romanze zwischen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet verwandelte. Bay selbst hatte gerade einen Riesenhit gelandet, indem er die Geschichte eines Asteroiden, der fast alles Leben auf der Erde auslöscht, in eine Liebesgeschichte zwischen Ben Affleck und Liv Tyler, nun ja, verwandelt hatte – und das auch noch mit einer Aerosmith-Ballade, die (natürlich!) auf Platz eins landete.

Josh Hartnett ist eben kein Leonardo DiCaprio

Warum also nicht die beiden Filme zusammenfügen, ein wenig Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg einstreuen und zusehen, wie Geld vom Himmel regnet? Erstens ist Hartnett kein DiCaprio, egal wie oft Hollywood uns um die Jahrtausendwende vom Gegenteil überzeugen wollte. Zweitens hat sich Bay mit diesem Film weit überschätzt. Die Titanic ist gesunken, weil sie einen Eisberg gerammt hat. Es ist ganz einfach. Um die Vorgeschichte von Pearl Harbor zu erklären, braucht man schon ein bisschen mehr Erklärung. Und Jon Voight als FDR zu besetzen, war auch nicht gerade hilfreich.

„Nahezu jede Drehbuchzeile, die aus dem Mund der Schauspieler kommt, klingt nach einem bleiernen Klirren der Story, getaktet mit schlechten Sitcom-Beats“, schrieb die „New York Times“.


Weitere Epic Fails der Filmgeschichte


Nach der bewährten Bruckheimer-Formel muss jede herzliche Äußerung durch einen kleinen Scherz besänftigt werden; ein Moment der Unbeschwertheit muss sich in ein dumpfes, würgendes Pathos auflösen. Keine Einstellung scheint länger als fünf Sekunden zu dauern, keine Szene länger als eine Minute.

Das Endprodukt ließ „Armageddon“ im Vergleich dazu wie ein Meisterwerk erscheinen.

Dieser übersetzte Text stammt aus der Liste „The 50 Worst Decisions in Movie History“ unserer Kollegen aus den USA

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates