e.s.t. – Leucocyte
De mortuis nil nisi bene, und im Fall der letzten Aufnahmen des beim Tauchen verunglückten Pianisten Esbjörn Svensson ist dies zum Glück keine Frage der Pietät. Zum ersten Mal seit „Strange Place For Snow“ (2002) sorgt das europaweit erfolgreichste Jazz-Trio für wirkliche Überraschungen. Wie sich gleich zu Beginn „Earth“ von subtilen Klängen über 17 Minuten hinweg zu brutalen Schlagzeugsalven und Wah-Wah-Orgien steigert, das bekamen so nur die drei Schweden hin. In Australien schufen sie sich eine kompositions- und kompromisslose Jamzone und wussten diese Freiheit konsequent zu nutzen. Hatten sich ihre Studioaufnahmen in den vergangenen Jahren gelegentlich blutarmer Routine zumindest genähert, so wirkt das rauschhafte Improvisieren mit Verfremdungsklängen, Rockriffs und Jazzpassagen auf „Leucocyte“ wie das Resultat einer Frischzellenkur.