Ed Harcourt – The Beautifui Lie

Frosch Kermit klammert arg niedlich am Mikroständer, und Ed macht mit dem Fuß auf dem Monitor den Rock-Kerl. Yeah. Seine Lieder sind vor allem Emotion, das Piano behandelt er aber auf der Bühne gerne mal rabaukenhaft wie früher Jerry Lee Lewis. Er posiert für PR-Fotos mit einer gewollt coolen Deppenmütze, genau wie Jay Kay oder Damien Gough. Lächerlich? Ja, lächerlich. Aber auch ziemlich liebenswert. Weil der hochtalentierte Singer/Songwritcr aus Lewes/East-Sussex wie ein Bubi im Bonbonladen seine liebsten Pop-Manierismen durchdekliniert – die Zunge natürlich immer fest in die Wange gedrückt.

Mit der fünften Platte seit 2000 führt er heute schon mal den Back-to-the-Roots-Salto vor. Für den Löwenanteil der neuen Produktion kehrte er zur Acht-Spur-Anlage im Haus der Großmutter zurück, in dem vor gut sechs Jahren die Debüt-EP „Maplewood“ entstand. In Londons „Toe Rag“-Studio steuerte Graham Coxon diesmal immerhin noch Gitarrenklänge für einen Song bei und BJ Cole ein paar jammernde Pedal Steels.

Das Gesamtergebnis kann sich hören lassen und locker mit allem mithalten, was die Troubadoure fabrizierten, mit denen Ed bereits das Schubfach teilte. Harcourts Nummern sind catchier als das Meiste von Ryan Adams und Badly Drawn Boys Liedern in Sachen Vielseitigkeit ebenbürtig. Er kann den großen und sehnsüchtigen Pop im Stile von Travis, mit Falsettgesang, süßen Strings und gestopftem Blech („You Only Call Me When You Drunk“), die seelenvolle Akustikballade („The Last Cigarette“), den schmissige Rummelplatz-Walzer („Scatterbraine“) und das spektakuläre Tom-Waits-Theatergedonner („I Am The Drug“, mit tollem Dick-Dale-Feuer).

Auch wenn die U2-Mimikry „Revolution In My Heart“ weniger originell ausfällt und „Until Tomorrow Then“ vielleicht morgen am Pult von Produzent Jan Haapalainen noch ein bisschen mehr Glanz hätte bekommen können 2 der 28-Jährige hat das Potenzial für den Sprung nach weit oben. Und das ist die Wahrheit. Schön, oder?

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