eels – Daisies Of The Galaxy :: Neue Trauerlieder und Nekrologe von Neurologen Mark Everett

Die Kapelle marschiert voraus, der Beerdigungs-Tross läuft hinterher. E ist wieder da, und er hat ein paar Lieder mitgebracht, die von Tod, Trauer und Tränen erzählen. In der Galaxie nichts Neues. Es war vor allem eine Pause, die den komischen Mark Everett und seine eels einst berühmt machte. Dir „Novocaine For The Soul“ war der Schrecken aller Radiosender: sekundenlanges Break mitten im Song, so was darf eigentlich nicht sein. Leider war der Rest ein Hit, der einfach gespielt werden musste. Bald standen Menschen wie Grant Phillips und Peter Bück Schlange, um mit E Musik zu machen, die den traurigen Themen trotzt und nie deprimierend klingt. Hoffnungsfroh bestimmt auch nicht, aber auf geradezu beruhigende Weise resignativ, sedativ.

Es macht keinen Spaß, über Everetts Leben zu schreiben. Sein Vater starb an einem Herzinfarkt, Mutter an Krebs, die Schwester beging Selbstmord. Und E spielte dazu stets die Lieder vom Tod. Die viel zu großen Augen auf dem Cover vom Debüt-Album „Beautiful Freak“ starrten schon traurig ins Leere, das nächste Werk hieß folgerichtig „Electro Shock Blues“. Zwischen Krankenhäusern, Gräbern und Beruhigungsmitteln entstand eine Welt, in der sich E sehr wohl zu fühlen schien. Der Hörer seltsamerweise auch, so schön waren die Melodien und so labil schwankend zwischen Theatralik und Zärtlichkeit Manchmal sah man sich selbst bei einer Beerdigung sitzen, aber weinen wollte man nicht „Daisies Of The Galaxy“ ist der schlüssige letzte Teil dieser Todes-Trilogie. Nun erzählt E von Grace Kelly („Grace Kelly Blues“) und seiner Mutter („I Like Birds“), traut sich mit

„Tiger In My Tank“ aber auch an eine verschrobene Version von Sozialkritik ran – ein Jingle gegen Werbe-Jingles, der ein bisschen unpassend wirkt in diesem Umfeld, aber für einen Schwung sorgt, der bei manch anderem Stück fehlt. So fugt sich alles wieder einmal wunderbar zusammen, hört sich aber doch etwas zu vertraut an.

Am Ende singt E: „I wish I could remember/ But my selective memory/ Won’t let me.“ An seine alten Songs hat er sich wohl etwas zu gut erinnert. Bitte noch mal nachdenken.

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