EELS – Electro-Shock Blues :: DREAMWORKS/UNIVERSAL
Armer E. Fast schien es, als würde sich alles doch noch zum Guten wenden: Nach drei Soloalben erfolgte für den kalifornischen Sänger und Multiinstrumentalisten endlich der Durchbruch: Zusammen mit seinen Kumpels Butch und Tommy gründete er die eels und spielte das Album „Beautiful Freak“ ein. Prompt identifizierten sich Musikfreaks und Outcasts zuhaut mit den tragisch-suizidgefahrdeten Charakteren im ironiedurchtränkten Liedgut, und ein warmer Dollar-und Symapthiesegen linderte die Seelenpein. So dachte man zumindest Die Masche zum Pop-Ruhm war gesponnen.
Doch Jllectro-Shock Blues“ ist keinesfalls nur ein weiteres eels-Album, es ist E’s höchstpersönliches und konzeptionelles Statement zu den Todesfällen, die sich innerhalb der letzten Monate im Kreise seiner Verwandten und Bekannten zugetragen haben. Das Tabuthema „Tod“, so will es der Songschreiber, soll über dem Ganzen stehen. Das Ergebnis: Melodien, die süßer nicht sein könnten. Gitarren und Samples reihen sich wie schon beim Vorgänger zum Fundament für dreiminütige Pop-Perlen auf. Um so morbider jedoch die zugehörigen Texte: „Elizabeth On The Bathroom Floor“ eröffnet das Album mit sarkstischem Grinsen. Bei „Cancer For The Cure“ packt einen schon das erste trockene Schlucken. Doch munter geht es weiter: Krankenhaus-Fraß, Elektroshock-Therapien, Begräbnis – E nimmt uns mit auf seine zynische Reise, die ganz unten endet: Der zehnte Song, „Last Stop: This Town“, markiert eine Zäsur. Die danach folgenden sechs Stükke verbindet eine fast schon meditative Ruhe, an deren Ende E das Motto des letzten Albums („Novocaine For The Soul“) wieder aufgreift Aber: „The Medication Is Wearing Of“ – und kein Schleier trübt den Blick aufs Reale.
E scheint „Electro-Shock Blues“ übrigens über große Strecken allein aufgenommen zu haben. Oft ersetzen Drumcomputer und Loops den Rest der Band. Aber auch das gehört natürlichzum Konzept. E und die Seinen haben Geräusch und Atmosphäre stärker noch als auf „BeautifulFreak“ zum Hörspiel komponiert, von den eklektischen Anleihen bei alten Meistern zu schweigen. Nun heißt es vielleicht bald: Mami, im Radio spielen sie das Lied Vom Tod!