Ein Lied von Liebe und Tod von Rolf Schübel :: ab 21. Oktober

Der deutsche Herbst Wenn das Klima wieder kühler ist und die Tage kürzer werden, beginnt die heiße Phase des deutschen Films. Nach „Bang Boom Bang“, „St. Pauli Nacht“, „Werner – Volles Rooäää!“ und „Nichts als die Wahrheit“ folgt in den nächsten Wochen ein gutes Dutzend heimischer Produktionen, soviele wie nie zuvor in diesem Zeitraum. Nicht gerade eine kontrollierte Offensive um die verlorene Gunst des Publikums. Viele werden nicht nur wieder dem US-Popcorn-Kino unterliegen, sondern sich zudem wie Lemminge gegenseitig erdrücken. Adolf Winkelmanns „Waschen, Schneiden, Legen“, mit Guildo Hörn als Kult-Cash-Komödie gedacht, traut sich kaum raus. Der Meister ist zur Zeit nicht en vogue.

Während Zeitthemen vom Fernsehen mit endgeiler Quotengier und Sensationslust umgesetzt und Zuschauer damit bis zum Kotzen übersättigt werden, verharrt das verknöcherte Kino oft in der Vergangenheit Schlimmstenfalls müssen weiterhin Thomas Mann („Der Vulkan“, ab 21.10.) oder Goethe („Die Braut“) herhalten und entsteht daraus auch kein „Werther in Love“. „Ein Lied von Liebe und Tod“ weicht immerhin bis in die 30er Jahre nach Budapest aus. Dort suchen der jüdische Laszló Szabo (Joachim Kröl) und seine junge Lebensgefährtin Ilona (Erika Marozsän) einen Pianisten für ihr Restaurant Der Job ist eigentlich bereits vergeben, als Andräs (Stefano Dionisi) mit einigen Takten Ilonas Herz trifft. Die fragile, respektierte menage a troi wird vom linkischen deutschen Touristen Wiek (Ben Becker) eifersüchtig beäugt, der von Laszlös Rollfleisch ebenso schwärmt wie für Ilona und später als SS-Mann nicht uneigennützig Laszló zu schützen versucht.

Diese Schicksalhaftigkeit verdichtet sich in Rezsö Seress‘ hypnotisches Klavierstück „Gloomy Sunday“, das 1935 tatsächlich in einem Budapester Lokal entstand, zur Abschiedsode für Selbstmörder wurde und ein Welthit, gecovert von Billie Holliday bis zu Elvis Costello und nun Heather Nova für den Soundtrack. Im Rhythmus des Liedes haben Regisseur Schübel und Kameramann Edward Klosinski („Drei Farben: Weiß“) schwermütigschwelgendes Gefiihlskino gedreht mit einer unprätentiösen Ensembleleistung durch Beckers Präzision, Dionisis („Farinelli“) körperliche Melancholie, Króls tolerante Noblesse und „Mona Lisa“ Marozsán. Tragisch jedoch, dass bei einigen Schnitten und der Synchronisation für Marozsán und Dionisis geschlampt wurde.

Vielleicht der Erfolg dieses Herbstes. Sonst erlebt der deutsche Film keinen zweiten Frühling.

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