Electric Light Orchestra – Flashback

Rundum erfreuliche, von Lynne betreute Box für den ELO-Exegeten Merkwürdig, dass in den Linernotes nie der Name lOcc fällt. Denn ab und an waren ELO-Klassiker mehr als nur ein wenig von denen „inspiriert“, auch wenn das Pop-Exzentriker Roy Wood glatt dementieren dürfte. Ohne den Gibb-Brüdern zu nahe treten zu wollen, darf man wohl behaupten, dass ELO-Songs wie „Evil Woman“ manche Ideen von Aufnahmen aus deren erfolgreichster Disco-Phase vorwegnahmen. Tatsache ist, dass Roy Wood und Jeff Lynne mit divergierenden Klassik-Rock-Konzepten zu Beginn noch reichlich konfus experimentierten.

Das erste Langspiel-Werk des aus The Move hervorgegangenen Quintetts war – auf dem Prog-Rock-Label Harvest veröffentlicht – alles andere als der ehrgeizig geplante große Wurf. (Was wohl der Grund dafür war, dass sich Wood im Zorn von der Band trennte, um mit Wizzard konsequent seine Vorstellungen von Rock-Theater zu realisieren.) Für dieses Box Set wurden denn auch ganze zwei Aufnahmen von der Debüt-LP ausgewählt, die an George-Martin-Arrangements erinnernde „10538 Overture“ und das – schon origineller – in die Zukunft weisende, melodisch klar von Ray Davies (und ein wenig auch von Rachmaninoff?) inspirierte „Mr. Radio“. Schließlich besann sich Jeff Lynne doch bald auf bessere Move-Qualitäten („Ma-Ma-Ma Belle“ war gewissermaßen sein „Do Ya Revisited“), und als gelehriger Schüler lernte er schnell. Nur ein netter musikalischer Spaß war die ELO-Fassung von „Roll Over Beethoven“, aber spätestens ab 1975 praktizierte die Band ihre Vorstellungen von Beatles-Hommage als perfektes Pop-Handwerk. Songs wie „Can’t Get It Out Of My Head“ mag man als puren Lennon-Klau betrachten. Aber auf diesem Niveau war das legitim.

Dass die Linernotes Randy Newmans „The Story Of A Rock And Roll Band“ und die Zeile J love that ELO“ zitieren würden, war eh klar. Im Übrigen selektierte Jeff Lynne bei der Auswahl so angenehm selbstkritisch wirklich nur die besseren neben den erfolgreichsten Aufnahmen (und dazu ein gutes halbes Dutzend unveröffentlichter, darunter ein paar ausgesprochene Ohrwürmer mit reichlich Hit-Potenzial wie „Love Changes All“ und „Helpless“), dass diese Box ausnahmsweise wirklich mal ein Rundum-glücklich-Paket für alle ELO-Fans sein dürfte.

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