Electric Light Orchestra – The Harvest Years 1970-73
Damals ging alles so schnell: 1970 trat Jeff Lynne der Band seines Freundes Roy Wood, The Move, bei. Im selben Jahr begannen sie mit den Arbeiten an „Electric Light Orchestra“, das liebgewonnene Ideen der Beatles mit britischer Streicher-Altertümelei und Lynnes Obsession für Overdubbing verbinden sollte. „10538 Ouvertüre“ war 1971 eine Single, ein pseudo-klassizistisches, dabei durchaus eingängiges Consort-Musik-Stück, das für den künftigen Kurs tonangebend war. Zugleich war es das erste und letzte Mal, dass ELO von der Kritik gelobt wurden. Das Album, wiewohl von Woods chinesischem Cello und anderem Instrumentarium streng der Ernsthaftigkeit unterworfen, wurde das erste Beispiel für Lynnes totale Studiokontrolle.
Roy Wood verabschiedete sich während der Aufnahmen zu „ELO 2“, bei dem Lynne einerseits eine reale Band beschäftigte, andererseits komplett überschnappte: Zu Chuck Berrvs „Roll Over Beethoven“ ergänzte er Saloon-Piano, Streicherkaskaden und Bläser (die Kadenz aus der Neunten durfte nicht fehlen!) und blähte den Kirmes-Sound auf sieben Minuten. „From The Sun Of The World (Boogie No. 1)“, mit Synthesizer nah an Genesis-Songs der Periode, trieb das Konzept noch weiter. Die Streichersätze flutschten jetzt schon so schön wie bei den späteren Hits, die Randy Newman in „The Story Of A Rock And Roll Band“ mit entsprechendem Klangbild parodierte: „I love that ELO.“
Auf dieser Triple-CD hört man die Single-Versionen der Songs, die Sessions zu den beiden Alben und einen anderen Mix des ersten Albums. Eine so überbordende Angelegenheit wie die Operetten von Jeff Lynne selbst. Und heute kann man auch konzedieren, wie verdammt verführerisch dieser Kitsch ist.