Elf Arten der Einsamkeit

„Elf Arten der Einsamkeit“ von Richard Yates (1926-1992) ist schon vom letzten Jahr (im Original von 1962), muss aber noch Erwähnung finden dürfen, weil man hier einen Erzähler realistischer Kurzprosa entdecken kann, der auf dem Regalbrett neben Hemingway und Carver seinen verdienten Platz hat. Yates baut seine Geschichten virtuos, zugleich beherrscht er die Ökonomie sprachlicher Mittel. Er ist konzis, immer sachgemäß, egal in welchem Milieu er sieht gerade bewegt, und wenn er mal eine Metapher gebraucht, dann ist die nicht literarischer Selbstzweck, sondern erhellt ein Phänomen auf eine Weise, als würde er uns ein Foto vorhalten. Seine Figuren sind einsam, ungeliebt und mitunter auch durchaus unsympathisch, aber es steckt etwas ungeheuer Trostreiches darin, wie er sich ihrer Schicksale annimmt. Er ist teilnahmsvoll und aufrichtig, beschreibt ihre Fehler in voller Lebensgröße, mit beinahe kriminalistischer Genauigkeit, aber mit einem schnellen Perspektivenwechsel lässt er ihre Position beinahe verständlich oder doch zumindest folgerichtig erscheinen. Wie er etwa einen humorlosen, sinnlos harten Armee-Schleifer zunächst zu entlarven scheint, um dann – durch die Augen seines dem Drill ausgesetzten Ich-Erzählers – so etwas wie Verständnis für dessen ideal des „Soldatischen“ aufzubringen, das ist ein Lehrstück in Humanität, und zugleich das Beste, was man über die Funktionsweise des Soziotops Armee lesen kann. (19,90 Euro)

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