Eno/Hyde :: Someday World
Ambient-Gott und Underworld-Sänger einigen sich auf Afro-Jazz
Brian Enos neues Steckenpferd heißt „Reickuti“. Das könnte man ein wenig besorgt für eine isländische Makramee-Technik halten. Tatsächlich beschreibt der Ambient-Gott und Studiomeister mit dem Begriff für seine Verhältnisse eher unoriginell die Musik, die er mit Underworlds Karl Hyde auf ihrem ersten gemeinsamen Album spielt: eine Mischung nämlich aus Steve Reich und Fela Kuti. So hört man gleich zu Beginn in „Satellite“ eine repetitive Figur aus vage afro-beathaften, synthetisch-blechernen Bläsern. Er habe, sagt Eno, seit Langem mit diesen Texturen aus den frühen Neunzigern herumgespielt; die Begegnung mit Hyde habe sie zu Songs katalysiert. Deshalb muss man sich nicht wundern, wenn einem manche Sounds und polyrhythmischen Muster bekannt vorkommen. Andererseits fallen einem nach und nach doch schicke Jazz-Disco-Momente wie in „Daddy’s Car“ auf, hübsche kleine Ideen wie die Juju-Gitarre in „A Man Wakes Up“ oder eigenartig springende Klaviersprenkler zu einem tinnituös hellen Pizzicato in „Strip It Down“.
Der entscheidende Trick ist hier jedoch wie stets, dass auch die nervösesten Strukturen am Ende eine freundliche, gleichmütige Ruhe ausstrahlen. Nur einmal hört man am Ende, in „When I Built This World“, einen böse grantelnden Jazz-Funk, zu dem ein reuiger Gott via Auto-Tune das Chaos seiner Schöpfung beklagt. Aber das wird mit „To Us All“ selbstverständlich zurückgenommen, und man wird von warmen, versöhnlichen Harmonien und einem sphärischen Milchstraßenchor angenehm friedlich aus dem Album geleitet.