Enzo Enzo – Oui

Enzo Enzo war im letzten Jahr zum ersten Mal in Deutschland – allerdings nur im Kino. In dem Nouvelle-Vague-Musical „Vorsicht zerbrechlich“ von Jacques Rivette sang die auf den zweiten Blick eher entschlossen als zart wirkende Sängerin, begleitet von einer größeren Band, einige Songs auf der Bühne eines Nachtclubs. Und zwar nicht, wie sonst üblich, im Hintergrund, sondern ganz und gar im Mittelpunkt stehend, dazu nur ein paar tanzenden Mädchen, die sich zu den anmutigen Songs zwischen französischem Liedgut und brasilianischem Bossa Nova ebenso anmutig bewegten.

Diese Auftritte waren hinreißend, und das dazugehörige, in Frankreich preisgekrönte Album „Deux“ (bei uns nur als teurer Import erhältlich) erfüllte auch höchste Erwartungen. Auf der neuen CD, die nun auch in Deutschland erscheint, ist die südamerikanische Leichtigkeit echt frankophiler Melancholie gewichen. Die Vorbilder sind die üblichen französischen Verdächtigen, Jacques Brei etwa oder Charles Trenet, die allerdings nicht, wie zum Beispiel bei Patricia Kaas, zu halb geschmolzenem Weichkäse-Pop verarbeitet werden. Das Songwriter-Team, zu dem neben der Sängerin selbst – die übrigens eigentlich Korin Ternovtzeff heißt – der Komponist und Arrangeur Francois Breant sowie der auch in Deutschland bekannte Ex-Punk Kent gehören, erfreut statt dessen mit verspielten bis leicht verwinkelten Melodien, die in der Balance von Gefuhlsreichtum und intellektueller Distanz zur Hochkultur des europäischen Liedes gezählt werden wollen.

Die vielfältigen Arrangements – von einer weinenden Geige über angespitzte Chöre und breit swingende Bläsersätze bis zur wimmernden E-Gitarren fehlt nichts unterstreichen diesen Anspruch, der letztendlich aber nur zum Teil erfüllt wird. Dafür wird dem Hörer ganz nebenbei ein unverfälschter Ausschnitt aus dem reichen Fundus der europäischen Kultur vor- geführt, der vom angloamerikanischen Pop seit Jahren an die Wand geklatscht worden ist.

Das ist erfreulich (wenn diese Musik auch bloß stimmungsvoll und freundlich sein mag) und verkauft sich im unabhängigen Frankreich erwartungsgemäß hunderttausendfach (ausgerechnet in China erstaunlicherweise auch – liegt es womöglich am herrschenden Antimperialismus?). Aber in der amerikanischen Kolonie Deutschland?

Oui, no.

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