„The Girl From Ipanema“: Astrud Gilberto ist tot

Die Bossa-Nova-Ikone aus Brasilien verstarb im Alter von 83 Jahren. Im Laufe ihrer Karriere trat sie nur einmal in ihrem Heimatland auf und erhielt zunächst für den Song, der sie berühmt machte, nicht einmal eine Erwähnung.

Die brasilianische Sängerin Astrud Gilberto, geboren unter dem Namen Astrud Evangelina Weinert und eine der großen Bossa-Nova-Interpretinnen, ist am Montag (05. Juni) im Alter von 83 Jahren gestorben. Ihre gedankenverlorene Version von „The Girl From Ipamena“ wurde die bekannteste des oft gecoverten brasilianischen Musikstücks.

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Paul Ricci, der mit Gilberto zusammengearbeitet hat, bestätigte die Nachricht in den sozialen Medien. „Sie war ein wichtiger Teil ALLER brasilianischen Musik in der Welt und sie hat viele Leben mit ihrer Energie verändert“, sagte er.

1940 im brasilianischen Bundesstaat Bahia als Tochter einer Lehrerin und eines deutschen Auswanderers geboren und in Rio de Janeiro aufgewachsen, heiratete Astrud Weinert 1959 den Musiker João Gilberto, schon damals eine Größe der Bossa-Nova-Szene. Eine Reise nach New York wurde für beide zur Schicksalswendung, denn dort arbeiteten sie mit dem Jazzmusiker Stan Getz und dem brasilianischen Bossa-Nova-Vertreter Antônio Carlos Jobim an einer Aufnahme, die weit über das Genre hinaus Furore machte.

Der Produzent wollte damals eine englischsprachige Sängerin, um „The Girl From Ipanema“ in den USA bekannt zu machen. Astrud, die zuvor noch nie irgendein Lied auf Platte aufgezeichnet hatte, war dann aber die einzige, die die englische Sprache beherrschte. Sie war tatsächlich nur zufällig im Studio dabei – und musste später feststellen, dass sich ihr Engagement zunächst nicht für sie auszahlte. Denn da die ursprüngliche Version ein Duett mit ihrem Ehemann war, erhielt sie lediglich ein kleines Honorar als Studiomusikerin. Ihr Name wurde für die Einspielung nicht erwähnt und von Tantiemen wurde sie ausgeschlossen.

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1964 sang es Astrud Gilberto noch einmal solo ein und es wurde dann tatsächlich ein echter Hit, der in den USA die Top 5 und im Vereinigten Königreich die Top 30 erreichte. Er gewann den Grammy für den Song des Jahres, Gilberto wurde auch als Sängerin nominiert.

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In dem Jahr ließ sie sich dann auch von João Gilberto scheiden, tourte mit Getz und seiner Band durch die USA. Keine einfache Erfahrung für die seitdem als alleinerziehende Mutter lebende Musikerin, wie sie später immer wieder in Interviews erzählte.

Gilberto veröffentlichte eine Reihe von Alben mit Bossa-Nova-Songs und Coverversionen. Schon auf ihrem Debüt „The Astrud Gilberto Album“ von 1965 waren vor allem Fremdkompositionen enthalten. Spätestens mit „Now“ (1972) etablierte sie sich auch als Songwriterin, veröffentlichte Platten aber nur in sehr unregelmäßigen Abständen. 1977 feierte sie noch einmal einen großen Erfolg mit dem Lied, das sie berühmt gemacht hatte – „The Girl From Ipamena“ erschien als Disco-Version. Zu den Höhepunkten ihrer späteren Karriere gehören die Kooperation mit James Last („Plus“, 1987) und ihr Duett „Desafinado“ mit George Michael aus dem Jahr 1996.

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In den letzten Jahren widmete sich die vielfach begabte Gilberto vor allem der Malerei. Bekannt wurde sie auch für ihren Einsatz für Tierrechte. In ihrer Lebenszeit trat Astrud Gilberto nur bei einem einzigen Konzert in ihrem Heimatland Brasilien (Sao Paolo, 1965) auf.

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