Erika Stucky – Bubbles And Bones :: TRAUMTON RECORDS/INDIGO

„Come closer, much closer, take a look at my soul“: Staunen ist angesagt vor dem Nähertreten beim „Gesamtkunstwerk Stucky“. Eine Musikerin zwischen Alm-Girlie auf Speed und Jazz-Lady aus Brooklyn. Herzlich-deftig singt Mrs. Bubbles drauflos und lässt sich dabei vor allem von (Trom)Bones und Tuba begleiten, von Ray Anderson, Art Baron und Jose Davila, denen nichts fremd ist zwischen New-Orleans-Groove, Funk sowie Avantgarde. Noch ein bisschen Drums für die Dub-Sounds, und schon klingt „Roxanne“, als wäre bei Sting nie eine Gitarre vorgesehen gewesen.

Tom Waits hätte seine Freude an der in San Francisco hippie- und im dörflichen Oberwallis jodelnah aufgewachsenen Performance-Künstlerin, die glaubwürdig Kakerlaken-Grotesken zum Besten gibt und auch mal als „Frau Gott“ in „Helges Leben“ von Sibylle Berg auf der Bühne steht, wenn sie nicht gerade mit den schwyzerischen WonderbraZH-Mädels unterwegs ist oder dem International Alphornprojekt.

Irritiert reagieren könnte Randy Newman, weil Erika danach war, sein „In Germany Before The War“ mit eigenem Text über den Reiz des Unterwasserschwebens (es gibt auf der CD dazu einen poetischen Super-8-Clip) zu versehen und das Resultat nur von Dino Saluzzis Bandoeon begleiten zu lassen. Man könnte erschrecken über die „He’s so heavy“-Heulorgie am Ende der Stucky-Version von „I Want U“. Unsinn: Lieben werden sie Mrs. Bubble, so wie man bei Aerosmith die Brassband-Variante von „Walk This Way“ bewundern dürfte.

Mrs. Bones ist nur auf den ersten Blick eine stimmgewaltig scattende, hemmungslos Hunde hassende Ulknudel. „Like Someone In Love“ kriegtsie ähnlich innig hin wie Björk. Ihr komisches Talent hält sie nicht davon ab, „ein Steak zu braten für unsere Seele“ – und gleich darauf arroganten Produzenten im fiktiven Dialog deftig was aufs Maul zu geben. Eine Laurie Anderson fürs Volkstheater? Eher herzzerreißend als seriös avantgardistisch: umwerfende Entertainerin, serious fun.