Erlend Øye – Unrest :: Source/Labels
Werbung wird oft missinterpretiert. Die Sanostol-Werbung von früher, zum Beispiel. Eine lärmende, rotwangig-frohgemute Kinderschar balgte sich da von der Schule nach Hause, und wir vor dem Fernseher sollten das toll finden und uns wünschen, da auch mitrennen zu dürfen. Doch schon damals wollten viele lieber der käsebleiche Junge sein, der traurig und ohne hinreichende Vitaminversorgung durch die Regenpfützen nach Hause schlich. Auch Erlend Øye konnte wohl den Pfützengeher besser leiden, dachte man sich so, als man ihn als die blasse, bebrillte Hälfte der Kings Of Convenience kennen lernte.
Die Plattenfirma nennt „Unrest“ festlich das „Erwachen von Erlends innerer Disco“, doch eigentlich ist die Entstehung dieses wundervoll gelassenen, großartigen Albums weniger esoterischer Erweckung als einer heiteren Rundreise durch Elektroland geschuldet. Zehn Songs, zehn Städte, zehn Produzenten, so ging die Milchbubenrechnung: Erlend traf Morgan Geist in New York, Prefuse 73 in Barcelona und Schneider TM in Berlin und dazwischen noch andere, die ihm weiche Soundpolster aufschüttelten, Erlends wunderbaren Gesang darauf zu betten. Der handelt meistens davon, wie es sein sollte, jung zu sein, Zu simplen Elektroclaps und im angenehmen Sinne stumpfen Beats singt Øye mit „Wenn das alles ist, okay“-Nonchalance. Der schönste Track, zusammen mit Prefuse 73, heißt „Every Party Has A Winner And A Loser“und klärt auch die Rabaukenkind-vs.-Pfützenwater-Entscheidung. Geht beides, sagt Erlend: „I’m jumping out of the game/By being the referee.“