Everlast :: So introvertierter wie virtuoser Gespenster-Soul aus Berlin
Sollen wir es Gespenster-Soul nennen? Auf dem Debüt ihres neuen Projekts Perera Elsewhere, „Everlast“, seufzt, barmt, schmachtet und summt die in Berlin lebende Sängerin und Produzentin Sasha Perera zu schleifenden Rhythmen, vollverhallt schubbernden Grooves und untertourig schnurrenden Bässen; falsettierende Männerstimmen umgurren sie und verschwinden wieder im Nebel; es gibt dumpf geklöppelte Holzperkussion zu hören und knurzende Kontrabassminiaturen; irgendwo in den Wipfeln zwitschert ein Computervogel: quiek-quak. Eine tolle Platte! Und eine Überraschung: In den Nullerjahren pflegte Perera in der Gruppe Jahcoozi einen eher mäßig interessanten Multikultimix aus Ragga, Hip-Hop und Beats, als DJ wandte sie sich später Grime, Dubstep und anderen Arten moderner Bassmusik zu.
„Everlast“ eint nun die Abenteuerlust aktueller Beatbastelei mit wunderbar warmen, gleichermaßen introvertierten wie virtuos durch das Klanggeflecht wandernden Melodien. Wer will, kann dabei an frühe Trip-Hop-Sängerinnen wie Nicolette denken; auch die neuere Echokammer-Avantgarde von Hype Williams und Maria Minerva – mit denen Perera auf ihrer ersten EP „Bizarre“ zusammengearbeitet hat -, spielt eine Rolle. Bei aller geisterhaften Verwehtheit der Soundbilder auf dieser Platte versinkt die Stimme Pereras indes nie im Dunst, sondern schwebt stolz, schön und soulvoll darüber; ein Triumph des Gesangs über die Kräfte des Körperlosen. Vergessen wir die Gespenster. Nennen wir es einfach Soul. (Friends of Friends/!K7/Alive) JENS BALZER
Eiko Ishibashi