Fall Out Boy – Infinity On High
Ja, ja, die dummen Kritiker. Die kriegen gleich mal eines drauf von Fall Out Boy, den Teen-Choice-Award- und Platin-Album-verwöhnten Emocore-Buben aus einem Vorort von Chicago: Pete Wrentz und Co. holen sich für den Song „Thriller“ Jay-Z ins Studios und lassen das Album „Infinity On High“mit einer gehässigen Widmung an all jene beginnen, die zu behaupten wagten, die Band werde es nie schaffen, und hauen ihnen eine Platte um die Ohren, die vor Selbstbewusstsein, Bon Jovi-Posen und dem Willen zum Erfolg überquillt.
Wie sich so etwas anhört, macht die Nummer „This Ain’t A Scene, It’s An Arms Race“ vor, die Dance-Beats und Heavy-Funk-Riffs aufeinander loslässt, meinem Punkpop-Refrain mündet und zwischendurch immer mal wieder einen alten Backstreet Boys-Song durchschimmern lässt (vielleicht aber auch Montell Jordans „This Is How We Do It“). Das ist maßgeschneiderter Emopop für Tanzflächen und Hitparaden. In den US-Charts konnte den Höhenflug dieser Single prompt vorerst nur Beyonce bremsen.
Die Tanzfläche räumen Fall Out Boy während des gesamten Alhums nicht, hüten sich davor, zu oft das Tempo zu drosseln (nur im Pianokitsch „Golden“ schaltet die Band den Turbo mal ganz aus), und sie haben für jede Gelegenheit einen cleveren Refrain parat. In dem sich orchestral aufplusternden „Thnks Fr Th Mmrs“ genauso wie in der Stadionhymne „Bang The Doldrums“, dem zackigen „The Take Over, The Break’s Over‘, bei dem Ryan Ross von Panic! At The Disco und Chad Gilbert von New Found Glory Gitarrensoli beisteuern dürfen, oder im atemlosen“Hum Hallelujah“, das sich als etwas fragwürdige Verneigung vor Leonard Cohens „Hallelujah“ erweist. Auch wenn die Produktion zielstrebig die Stärken der Band umsetzt: Die Handschrift von R&?B-Überproduzent Babyface, der einige der Tracks aufgemischt hat, ist kaum zu erkennen. Als Mainstream-Popalbum funktioniert „Infinity On High“. Doch Fall Out Boy-Texter und -Bassist Pete Wrentz ist überzeugt davon, dass er Kunst macht. Den Titel der Platte hat er deshalb bei Vincent van Gogh geklaut. Und er genießt es, sich zum Pop-Märtyrer zu stilisieren, wenn er etwa in „Fame – Infamy“ Patrick Stump singen lässt: „I’m a preacher sweatingin the pews for the salvation I’m bringing.“ Wen die pathetischen Chören, die die Band ständig auffährt, und die immergleichen Stakkatogitarren nicht stören, dem sollten wenigstens solche selbstgefälligen Texte auf die Nerven gehen. Aber das wird nichts daran ändern, dass die Platte ein Hit wird. Da können die dummen Kritiker rumnölen, so viel sie wollen.