False Idols :: Schmerzvoller Goth-TripHop, karg und kontrastreich inszeniert

„False Idols ist stolz, Ihnen Trickys neues Album ‚False Idols‘ vorstellen zu können“, haucht mir eine kühl-laszive Damenstimme ins Ohr, je einmal in den 15 Tracks von Trickys zehntem

Album, dem ersten auf seinem neuen eigenen Label. Lieben Dank, ich freue mich auch. Lange nicht mehr gehört, diese Art quasiphysische Piratensperre, die mir einst am tollsten als fröhlich muhende, grunzende und wiehernde Tierstimmen bei Jan Delay untergekommen ist. Hier also ein vergleichsweise konventionell suggestiver, aber gar nicht unpassender Störton.

Dabei fällt zunächst auf, dass sich Tricky enorm zusammenreißt. Statt abwegiger, zumal rockpunkiger Stilausflüge beschränkt er sich auf den schmerzvollen bis überaus bösen Goth-TripHop, der den ehemaligen Massive-Attack-Sidekick in den Neunzigern in Starhöhen erhob. Sein Hitgeld brachte er in den Staaten mit belangloser Musik und auf exzessiven Partys durch, um solcherart gerupft 2008 nach Bristol zurückzukehren und zwei gut bis mittel durchwachsene Alben zu veröffentlichen. Auf „False Idols“ zeigt er nun wieder Bocksbein und steht dabei in einer kalt glühenden, weitläufig hiphopnahen Unterwelt. Auffällig viele Frauenstimmen und Falsette gibt es von der einglimmenden Patti-Smith-Idee „Jesus died for somebody’s sins“ an zu hören. Manchmal begleitet vom kehligen Raspeln des Chefs selbst, flüstern, wispern oder klagen sie sich in auch mal stechender Höhe durch eindrucksvoll entbeinte Strecken aus kargen, dunklen Keyboards, pochend vereinsamten Bassdrums, kränklich abgemagerten Blueslicks, schmierend leidenden Bässen und seltenem hellmetallisch tickendem Zischen.

Auf die kontrastreiche, stimmige und stimmungsvoll bedrohliche Kargheit des Albums kann er durchaus stolz sein. Leider kühlt in den Tracks die spartanische Glut oft zu früh aus -als hätte er vegessen, dass man ab und zu reinpusten und die Asche wegräumen sollte. (False Idols/K7/Alive) MARKUS SCHNEIDER

Mount Kimbie

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