Fargo Rock City

„Fargo Rock City“ von Chuck Klosterman gibt es endlich auch auf Deutsch: eine schön unsystematische, charmant plaudernde, fulminante Apologie des Hair-Metal der 80er Jahre. Und natürlich ist das alles autobiografisch fundiert. Klosterman wächst auf in Wyndmere. North Dakota, einem öden 500-Seelen-Dorf, aber irgendwann bringt sein Bruder Mötley Crües „Shout At The Devil“ nach Hause auf die Farm, und er ist gerettet, hat sein ganz persönliches „Sgt. Pepper’s“-Erlebnis, das ihn eine ganze Dekade lang nicht mehr – ach, eigentlich nie mehr richtig – von dieser nichtssagenden, stumpfen, klischeesatten, einfach umwerfenden Räuber-Musik loskommen lässt.

Der Autor besitzt eine Souveränität, die man nicht durch Recherche erreichen kann. Er hat das Material einfach intus, schüttelt Textzeilen, Songs, Platten und Videos aus dem Ärmel, wie es seine Argumentation verlangt. Und die ist ebenso schlicht wie schlagend: Glam-Metal war wichtig, nicht etwa weil er ästhetisch besonders belangvoll gewesen wäre, sondern einfach weil er die Popmusik war, die sich in jenen Jahren am besten verkauft hat. Die vielen Millionen Hörer haben Cock-Rock zu etwas Wichtigem gemacht. Hier offenbart sich einmal mehr Klostermans urdemokratischer, anti-elitärer Generalbass: Der Musiker macht nur Musik, erst der Hörer schafft die Bedeutung; und erst indem die Masse der Hörer einem Produkt zu Popularität verhilft, verleiht sie ihm symptomatische Bedeutung, sagt dieses Produkt also wirklich etwas aus über seine Zeit. Klosterman nennt viele gute Gründe, warum sich Hair-Metal auf breiter Front etablieren konnte, vor allem aber zeigt er, dass man ihn als Heranwachsender, noch dazu auf dem Land, einfach lieben musste. Recht hat er! (8,90 Euro)

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