Feeder – Pushing The Senses

„Uns reicht es“, sagte Justin Hayward von den Moody Blues einmal, „wenn wir beim Durchschnittsfan die Viertbeliebtesten sind.“ Diesen vor Dekaden formulierten, so bescheiden daherkommenden Anspruch könnten Feeder nun tatsächlich einlösen. Grant Nicholas‘ zehn wie gegen eine schleifender Bremse anschiebenden Songs, betörend melodiös, euphorisierend und melancholisch zugleich, stellen die Nackenhaare wie von selbst hoch.

Die vor zehn Jahren in London formierte Band beweist mit dem zweiten Album nach dem Selbstmord von Mitgründer und Drummer Jon Lee am 7. Januar 2002 in Miami mitreißende Überlebenskraft. Mark Richardson, ehemals bei Skunk Anansie, wuchtet die sublimen Nummern mit Verve voran, ohne ihre Struktur zu zerschlagen. Ein wirklich frisches Fass macht die Band dabei klanglich nicht auf, darum wird es zur Kapitel-Überschrift im Geschichtsbuch des Rock’n’Roll natürlich nicht reichen.

Vieles, beispielhaft „Tender“, erinnert an die tönenden Bekenntnisse aus Dublin. „Wir sind keine Million Meilen von U2 entfernt“, gibt auch Grant zu. Die erhebende, herzerwärmende Ermutigung von „Frequency“ oder „Morning Life“, mit beseelter, heller Stimme vorgetragen, haben wir vorher schon von Travis empfangen oder von Coldplay. Stets lauert hinter dem nächsten Takt eine wuchtige Gitarrenbreitseite, die auch vom Griffbrett der Molko-Truppe gesprungen sein könnte. In Sachen Feuerzeug-Appeal wandelt das Trio sogar ein gutes Stückchen weiter diesseits des Unappetitlichen als die Manie Street Preachers.

All diese Klingt-fast-so-wies verbanden die drei mit Stamm-Produzent Gil Norton in David Grays „The Crypt“-Studio in neun Monaten Arbeit zum emotional enorm sättigenden Gesamt-Erlebnis. Mal wieder ist die Summe der Einzelteile größer als rechnerisch darstellbar. Mathematiker verzweifeln, Freunde der britischen Rock-Oper erwartet 40 Minuten purer Spaß.

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