Flint – Device #1 :: Island
Flint sind Flint sind – Keith Flint. Der Leadsänger von Prodigy (erinnert sich jemand?) reiht sich nun auch ein in das Heer der Band-Überdrüssigen, der Selbstverwirklicher, der Freischwimmer. Wo andere Zeitgenossen aus dem grossen Dancefloor-Lager gern noch tiefer eintauchen in Clicks’n’Cuts und am Ende doch nur eigene Outtakes verwursten, ist Flints Ansatz ein anderer. Ein analoger Herzenswunsch. Vertonte Bondage Trousers/Pistols-Shirts/Mohawk-Frisur. „Ich trage nicht nur die Klamotten, ich bin wirklich Punk“, schreit „Device #’1“ über weite Strecken. Zusammen mit zwei (!) Schlagzeugern, Gitarre und Bass meckert, greint, pöbelt sich der Ex-Brandstifter durch zehn Songs von fast schon beeindruckender Schlichtheit.
Nun ist „Punk“ nicht gleich „Punk“. Das hier ist nicht der „spirit of 77“ und noch viel weniger das entkernte Pop-Punk-Geeier der Blink-Charlotte-41-Generation. Keith Flint macht es sich kommod irgendwo zwischen 1980 und 1981. Man geht auf Flohmärkte, um die Crass-Platte mit dem limitierten Poster zu erstehen, boykottiert Mc-Donalds, zeigt Super-8-Filme in besetzten Häusern, sprüht sich Songzeilen der Dead Kennedys auf die Lederjacke. Flints Referenzen sind nicht die Bannerträger, es ist stattdessen die Ära „Danach“. Die Generation, die sich anschickte, „No Future“-Parolen in die Tat umzusetzen, die „Haste mal ’ne Mark?“-fragend und Ratten liebkosend die Fußgängerzonen der Republik eroberten.
„Device #1“ gemahnt an The Exploited und UK Subs, an Crazy Colours und Karlsquell Bier. Das klingt ein wenig stumpf? Ist es auch, aber gleichzeitig auch wohltuend unambitioniert, altmodisch, ja, fast naiv. Um nun Missverständnissen vorzubeugen: Songs wie „Piggy“ oder „Kamakaze“ sind weniger vordergründiger Revivalism, sondern nur eine weitere Möglichkeit, die Frage „Whatever happened to the 80’s?“ zu beantworten.