Flowerpornoes – Wie oft musst du vor die Wand laufen, bevor der Himmel sich auftut?
Hier kommt – Rock’n’Roll!“ Laute Gitarre, offene Verstärker, Indianergeheul, und dann kommt er wirklich. Die alte Froschstimme von Tom Liwa, und die Flowerpornoes spielen wie damals auf „Mamas Pfirsiche (für schlechte Zeiten)“, „…Red nicht von Straßen, nicht von Zügen“. Liwa sinniert über den „Apfelkern“, träumt von „Tahiti“, Marlon Brandos bronzenen Händen, gedenkt der reichen Zahnarzttochter, singt den guten alten Innerlichkeits-Songschreiber-Folk in „Auf der Baustelle“, rockt bei „Kerstin Loose“, deklamiert bei „Mikado“, erzählt und erzählt vom Brieffreund „Nicolas H.“. Schopenhauer, Wittgenstein und der narrative Gottesbeweis kommen auch vor.
Kammermusikalische Streicher-Arrangements und epische Neil-Young-Lou-Reed-Dinosaur Jr-Gitarren-Elegien wechseln sich in diesen luftigen, traumverlorenen, oft zauberisch strahlenden Liedern ab. Sie ziehen in ihren Bann, auch wenn man die Texte gar nicht vollkommen versteht – das tut man bei englischen Liedern ja auch oft nicht. Stundenlang könnte ich die Wendung „Glück in der Liebe/ Und Spiel im Pech“ hören oder „Hier kommen die Jungs mit den Ego-Problemen/ Und ihrem Hang zu arroganten Frauen“. Und wie Liwa in „Osterreich“, dieser poetischen Überlandfahrt, plötzlich „I dit it my way!“ röhrt im herrlichsten Gitarrenrabatz! Und in „Tänzer“ leichtfüßig davontrippelt auf Gitarrenakkorden und Sentiment.
Tom Liwa ist oft vor die Wand gelaufen (er wird sagen: die Wand aus Ignoranz, Dummheit und Faulheit), seine Solo-Platten waren immer ein wenig zu esoterisch. Aber jetzt tut sich der Himmel auf. Hier kommt der Sommer, hier kommt Rock’n’Roll.