FRANK BLACK & THE CATHOLICS :: Play It Again Sam

Was passierte bloß mit dem Mann, der Charles Thompson III heißt, sich früher Black Francis nannte und die beste Band der späten 80er Jahre, die Pixies, anführte? Eine der wundersamsten Metamorphosen der Rockmusik: Er taufte sich zu Frank Black um, wurde immer runder, trug nur noch Latzhosen, kaufte sich ein Anwesen in Los Angeles, fabulierte von Außerirdischen und schrieb plane, simple Rock-Songs, wo früher ein Universum explodierte. „The Cult Of Ray“ war der Gipfel seines Verfalls: Schweinerock, immer geradeaus und mit Science-fiction-Mumpitz überfüllt.

Black ist die „Akte X“ des Rock. Er hat sich selbst reamateurisiert und veröffentlicht wieder auf Independent-Labels – so hatten die Pixies begonnen. Deren phantastische Platten werden gerade wiederveröffentlicht, da kommt Black mit neuem Trio, natürlich wieder Mucker, jedoch gute. Die sinnlosen Wutausbrüche von ehedem sind einer Stimmung zwischen Barbeque und Autowerkstatt gewichen, der Sound pendelt zwischen Thin Lizzy, Lou Reed, Punk-Garage und dem frühen – David Byrne! „I Gotta Move“, findet Black, das mußte er auch dringlich, und er bewegt sich kreuz und quer durch Amerika. Frank Blacks Wissen über Rockmusik ist stupend, aber er bricht immer nur Brocken heraus. Diesmal die richtigen.

Immer essentieller! denkt Black vermutlich, und mit den Catholics (vom Glauben abgefallenen) rockt er, als gäbe es kein Morgen. Dieses Album besteht aus Demos, aufgenommen auf zwei Spuren, live gespielt, ohne Overdubs. Zunächst wollte es natürlich keiner herausbringen. In der heutigen Zeit! Man soll ja nicht dem Direkt-unter-die-Haut-Wahn der Authentizität verfallen und dem Live-Fimmel des Musikers – aber Black und seine Katholiken können das schon sehr gut, das Rocken. Diese lässige Vergnügungs-Band mit Gitarre links und Gitarre rechts bietet den richtigen Background für Blacks gemütliche Wurschtigkeit, aber auch für seine abstrusen Einfalle. Monströse Stükke wie „Steak ’n‘ Sabre“ erreichen fast die Klasse von unsterblichen Songs wie „Tarne“ und „Debaser“ und allemal die seines fabelhaften Solo-Debüts von 1993. Sogar für ein bißchen Country-Twang ist Zeit. Feist & cool.

Frank Black bellt wieder. Manchmal krakeelt er. Manchmal singt er. Und manchmal, so klingt es, singt ein anderer. Ein Song heißt „The Man Who Was Too Loud“. Die Pixies sind tot, das Genie lebt. Ist Frank Black ein Alien?

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