Franz Kafka – In der Strafkolonie
Franz Kafka – In der Strafkolonie ist ein mutiges Projekt. Bei Texten Kafkas sind immer mehrere Lesarten nötig, an die 37 Interpretationen (plusminus ein Dutzend) werden geradezu eingeklagt. Fast jeder Schauspieler hat ihn vorgelesen, und diesen Text hat sogar Kafka selbst vorgetragen. Bei seiner einzigen Lesung außerhalb von Prag war im Publikum vermutlich Rilke zugegen, Damen fielen in Ohnmacht, am Ende waren einige weniger da als zu Beginn der Veranstaltung, und im Cafe Luitpold kam es danach zum Streit mit Felice Bauer. Mitten im Ersten Weltkrieg schrieb Kafka über die Unmöglichkeit, eine Sprache zu finden, wenn sich die Macht (bei Kafka: Folter) in den Körper schreibt (ins Fleisch getippt wird). Das groteske Folterinstrument ist ein Parlograph (wie ihn Felice Bauer tagsüber verkaufte), und die ganze Ausweglosigkeit mündet in der Formel Schrift = Tod. Für die Reihe „MundArtBox“ liest das der Schauspieler Johannes Gabriel. Er bemüht sich sehr, wohl zu sehr, die unterschiedlichen Nuancen zu betonen. Es klingt wie eine Platte für Kinder. Dazu gibt’s Stepptanz und Bodypercussion. (24 Euro)