From Lost Home To Hope :: Friesischer Neofolk – sind wir nicht alle ein bisschen Mumford?

Zwar mischen sich auch hier in die von Country und Folk beseelten Songs gerne mal mehrstimmige Chöre, Banjos und Mandolinen ein, doch Torpus & The Art Directors kommen nicht aus London oder Seattle, sondern aus dem nordfriesischen Niebüll. Wer hat aber gesagt, dass es schlimm ist, wie Mumford & Sons oder die Fleet Foxes zu klingen? Und wer sich nicht daran stört, dass die Band um Sönke Torpus stilistisch nicht wirklich etwas Neues ausprobiert, sondern auf den vor ihrer Haustür vorbeifahrenden Neofolk-Zug springt, der hat sehr viel Freude an den Songs auf dieser Platte. An „Known, Seen, Judged“ zum Beispiel, durch das nicht nur ein Banjo huscht, sondern auch von einer Mariachi-Trompete mit Pathos aufgeladen wird und in entzückendem Satzgesang endet. Oder an der Folkballade „Steps“, die sich sachte zur Akustikgitarre entfaltet und am Herzschlag der Liebe berauscht. Oder an das bittere „Howl“, bei dem zum Dreivierteltakt mit einem Mädchen abgerechnet wird.

Tatsächlich erzählen die Songs auf „From Lost Home To Hope“ zwischen schönen Folk-Pickings („Secret“, „Black Harp Girl“) und Alt-Country-Inszenierungen („The Leaving“, „Modesty/Honesty“) immer wieder von Abschieden und Neuanfängen, von Niederlagen und Aufbrüchen, von der Hoffnung, die zuletzt stirbt. Mal wird der Zusammenbruch besungen wie in dem etwas skizzenhaft bleibenden Walzer „It All Falls Together“, mal wird Glückseligkeit erlebt wie in „Fall In Love“ – einem hübsch instrumentierten Liebeslied, das angenehm zurückhaltend Mandoline, Pedal Steel, Trompete und Satzgesang einsetzt, mit den Harmonien aber herrlich verschwenderisch umgeht. Das bekommen selbst Mumford & Sons nicht immer so gut hin. (Grand Hotel van Cleef) Gunther Reinhardt

Tim Burgess

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