George Harrison

The Vinyl Collection

Die Fertigungsqualität dieses opulenten Arsenals sämtlicher Studio-­LPs des menschenfreundlichen Mystikers aus Liverpool lässt kaum Wünsche offen. Die Slipcase-Box ist superstabil und wuchert mit 3-D-Wackelbild, die Platten sind sauber gepresst, die Reproduktion der Covers ist nahezu perfekt. Und das Wichtigste: Es wurde nicht digital gepfuscht, das Mastering basiert auf analogen Originalbändern. Als Boni sind eine Live-Doppel-LP von 1992 sowie zwei 12inch-Singles als Picture Discs beigepackt. So weit zum hochwertigen Haptischen.

Die Navigation durch George Harrisons musikalisches Narrativ ist bisweilen mühselig, birgt aber auch einige interessante Überraschungen. Da sind die beiden Frühwerke aus den Sixties, „Wonderwall Music“ und „Electronic Sound“, Letzteres naives Moog-Experiment, Ersteres Soundtrack mit leicht verdaulichen Häppchen aus der englisch-indischen Klangküche. „All Things Must Pass“, Harrisons kommerziell triumphale Wiederkehr nach dem Beatles-Split, ist ein enorm erratisches, drei LPs umfassendes Werk, das vom sublimen „Isn’t It A Pity“ bis zum andächtigen Plagiat „My Sweet Lord“ reicht und neben konzisen Songs auch ziellose Jams enthält. Die folgenden Alben kombinieren und variieren Harrisons irdische Talente mit esoterischen Weisheiten wie „The Lord Loves The One (That Loves The Lord)“, zu finden auf der LP „Living In The Material World“, mit der Harrison 1973 noch mal global reüssierte. Danach begann sein Stern in den Charts mählich zu verblassen, bis ihm 1981 mit „Somewhere In England“ wieder ein Achtungserfolg gelang. Dabei waren die Tapes von Warner Brothers zunächst als „zu laid-back“ abgelehnt worden.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Harrisons letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Album, „Cloud Nine“, leidet zwar etwas an Jeff Lynnes flutschiger, spannungsloser Produktion, zeigt den Mann, der seine Gitarre einst so schön zum Weinen gebracht hatte, jedoch in spitzbübisch-selbstironischer Distanz zur eigenen Vergangenheit, nicht willens, an deren Verklärung mitzuwirken. Im November 2001 starb George Harrison, im Jahr darauf erschienen auf „Brainwashed“ unvollendet gebliebene Aufnahmen, von Sohn Dhani und Lynne vervollständigt. Die Box geht ins Geld, doch sind alle LPs auch einzeln erhältlich. (Apple/Universal)