Get Well Soon :: The Scarlet Beast O‘ Seven Heads
Schwelgen in Italo-Stimmungen: Gropper wird zum Indie-Liberace
Eine Albumproduktion von Konstantin Gropper muss man sich als Studie vorstellen. Zu Beginn wird ein Mood-Board ausgelegt: Postkarten von der Via Veneto liegen neben Soundtracks der „Giallo“-Thriller-Ära. Fotos, Filme, Farben und Töne inspirieren die Arrangements, die er dann zu einem Oratorium mit 13 „Songs“ verdichtet. Mal gibt er den Tastenvirtuosen mit Hang zum Romantikzirkus, dann zitiert er Pink Floyds Synthiegeflimmer aus den Ruinen von Pompeji. Auch die Welt von Prefab Sprout ist ihm keineswegs fremd. Doch um Echtheit und klare Referenzen geht es dem oberschwäbischen Burt Bacharach mit Wohnsitz Mannheim ohnehin nicht. Wenn er singt, klingt er zuweilen wie die frühen Depeche Mode („The Kids Today“), doch auch von der Stimme her ist er nicht festgelegt. Im Grande Finale „You Cannot Cast Out The Demons, You Might As Well Dance“ sorgen Samples einer belegten Frauenstimme für Dramatik, marschierende Kesselpauken schieben sich unter Synthieflächen, bis irgendwann der Himmel aufgeht – und ein Einhorn (oder ein purpurnes Raumschiff) fliegt in die Sonne.
Ist Gropper vielleicht zu schillernd für diese Welt? Keineswegs. Er verlässt lediglich das Format, das Indie-Bedenkenträger noch goutieren können. Große Kunst; auch Siegfried und Roy sind eines Tages nach Las Vegas gewechselt. (City Slang) Ralf Niemczyk
Beste Songs: „A Gallows“, „You Can’t Cast Out The Demons“