Gil Scott-Heron & Jamie XX :: We’re New Here
Man sollte sich gar nicht erst angewöhnen, diese Platte in direkte Konkurrenz zu „I’m New Here“ von Gil Scott-Heron zu stellen. Letztgenannte war und ist nun einmal ein Meisterwerk, das würde- wie kraftvolle Album eines greisen Straßenpoeten, der nach über einem Jahrzehnt mit verschiedenen Haftstrafen wieder zu alter Kraft zurückfindet – mit Hilfe von XL-Recordings-Chef Richard Russell, der das Ganze gekonnt produzierte.
Diesem nun die Interpretation eines Produzentenwunderkindes auf gleicher Fallhöhe gegenüberzustellen wäre schlichtweg ungerecht. Vielmehr ist es Jamie Smith a.k.a. Jamie XX anzurechnen, dass er sich nicht auf dem Hype um seine Produzenten- und Remix-Künste ausruht, sondern sich mit diesem ambitionierten Projekt mit den ganz Großen kabbeln will. Dabei gelingt es ihm die aus den Originalsessions stammenden Aufnahmen in seine eigene Klangwelt zu führen, in der es noch immer gern hallt, dubstepped oder minimalelektronisch brutzelt. Die vom Original gelöste Songdramaturgie hilft zudem, „We’re New Here“ tatsächlich als eigenständiges Album zu hören und das Original auszublenden. So erkennt man, dass „I’m New Here“ in der Jamie-XX-Version ein überzeugender Track zwischen Pop und Dubstep ist, der den alten Herren glatt auf die Tanzfläche führt – selbst wenn das eher akustisch gehaltene Original eindringlicher ist. Ähnlich verhält es sich mit „Running“, das Spoken-Word in Dubstep übersetzt und schon mal die Bässe in den Keller trägt. Dicht am The-XX-Sound bewegt sich das wunderbare „My Cloud“, das Heron mal als zärtlichen Sänger inszeniert.
Ein paar Ausfälle bleiben, wie die wenig originelle Single „New York Is Killing Me“. Auch „Ur Soul And Mine““wirkt billig und Heron wenig angemessen. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass Jamie XX hier in wenigen Fällen auch mal Mittelmaß zeigt – sonst wäre der Mann ja gar nicht mehr zu stoppen.