Girl Talk :: Halb so wild: Bei Kate Nash ist trotz Karohemd alles beim Alten
Kate Nash macht jetzt alles anders. Finden jedenfalls weite Teile ihrer Fans und beschimpfen die Sängerin im Internet ausgiebig ob ihres radikalen Richtungswechsels. Von „Scheiß-Songs“ ist in Kommentaren die Rede, „Why, Kate, why?“, fragt ein anderer User. Wieder ein anderer vermutet gar eine Verwandtschaft zu Yoko Ono. Mon dieu – mit Fans wie diesen braucht man keine Hater mehr.
Dabei ist alles halb so wild: Die Frau, die 2007 zum Myspace-Star wurde und mit ihrem klawitternden Frei-nach-Schnauze-Pop nebenbei Lena Meyer-Landrut erfand, hat auf ihrem dritten Album lediglich den Indie-Rock entdeckt, sich eine All-Girl-Band zugelegt und ansonsten milde Veränderungen an der Frisur vorgenommen. Wer dennoch Sorgen hat, Kate Nash sei jetzt so etwas wie die junge Schwester von Courtney Love, dem sei zur Beruhigung der YouTube-Clip „Kate Nash Reacts to Cute Animal Videos“ ans Herz gelegt.
Doch zur Musik: Die Nash dekliniert ihren so niedlichen wie attitüdenstarken Tourette-Pop nun in den Grenzen von schraddeliger 90er-Jahre-Proberaum-Musik durch. Falls sich das für irgendwen aufregend anhören sollte – ist es nicht. „Part Heart“, der Auftaktsong, könnte Menschen mit flachem Erlebnishorizont noch einiges erwarten lassen: Ein Kim-Deal-Gedächtnisbass tuckert vor sich hin, derweil sich nach und nach lindes Gitarrenfeedback nach vorne schiebt. „And it doesn’t matter how much I have to drink/ I still feel the same“, singt die Nash und dann: „And it doesn’t matter how loud I play my music“. Aha. Was dann folgt, bleibt aber weitestgehend freundlich: „Friend“ ist netter T-Shirt-Indie-Rock circa 1995, bei „Sweetheart“ wird es dezent wavig, und im dilettantisch geschrammelten „Freaky“ darf gleich ein ganzes WG-Zimmer mitsingen: „… you’re so cool and I’m a waste of space“.
Noch mal: Eigentlich macht Kate Nash immer noch das Gleiche wie zu Beginn ihrer Karriere. Sie trägt jetzt nur ein kaputtes Karohemd. (Have 10 p/ Universal) Eric Pfeil
Gemma Ray