Global Village von Klein & Franzen
NitinSawhney – Beyond Skin (OUTCASTE/CONNECTED)
Er ist Produzent und Philosoph zugleich: Wenn der Hindustani-Gesang zwanglos und doch ergreifend mit gefälligen Soul-Melodien duettiert, Rap und Kathak-Rhythmen sich über gebändigtem Drum & Bass-Fundament entfalten, dann wird dies flankiert von Betrachtungen zum Emigrantentum des nuklearen Zeitalters. Sawhney wehrt sich souverän gegen die medienkreierte Gettoisierung namens „Asian Underground“ und setzt mitten in die Pop-Welt einen Meilenstein für die Kultur der British Asians. 4,0
Les Negresses – Vertes Trabendo (Virgin)
Was einst mit der geballten Gossen-Anarchie des Pariser Ethno-Punk und schillernder Poesie zwischen Maghreb und Musette begann, erstickt nun im zähen TripHop-Schlick des Howie B. Müde dümpelt das, was er mit den Negerinnen angestellt hat, von Track zu Track, die Einfallslosigkeit der Melodien ist erschreckend. Firne Bläser-Arabesken und Akkordeonfetzen wehen nur noch als Zerrbild durch den ganz und gar unmediterranen Sound-Nebel. 1,0
Eddie Bobbé – Central Park Rumba (piranha/efa)
Wer Rumba sagt, der meint oft die pompösen Big Bands der Vierziger. Spannungsgeladener sind aber allemal die Percussion-Väter des Genres. Eddie Bobe, Kopf der umtriebigen Rumbero-Szene von New York demonstriert mit einer Reihe Trommel-Maestros die verschiedenen Spielarten der brodelnden Schlagwerk-Sessions, mal ganz nah am afro-karibischen Santeria-Ritual, mal jazzig mit atemlosen Sax-Capriolen. 3,5
Diverse African Lullaby – (ELLIPSIS ARTIS/SCHOTT)
Das wirkt nicht nur bei den Kleinen: 14 sparsam instrumentierte Gute-Nacht-Geschichten in den Landessprachen des schwarzen Kontinents in einem detailverliebten Schuber. Auch in Afrika wird gelullt, wenn auch nicht „La-Le-Lu, nur der Mann im Mond schaut zu“. Der Sandmann als schwarzer Mann! Besonderer Reiz: Außer den Herren von Ladysmith und Zimbabwe-Legende Chiweshe wiegen noch unentdeckte Künstler vom Mande-Reich bis in den Swahili-Raum die Kleinen sicher in den Schlaf. 4,0