Goffin & King – Honey & Wme – Another Gerry Goffin & Carole King Collection

Einer stramm auf Roots & Blues-Kurs eingeschworenen Truppe wie den Rising Sons ausgerechnet einen Pop-Song des berühmten Brill-Building-Teams Gerry Goffin/Carole King nahezulegen, war schon leicht hirnrissig. Produzent Terry Melcher sah darin wohl die ideale Vorlage, mit der Taj Mahal, Ry Cooder & Co. sich bei einer Debüt-Single zumindest ein gewisses Hit-Potenzial ausrechnen konnten. In dieser Überlegung musste sich Melcher bestätigt fühlen, als wenig später die Monkees ebenfalls „Take A Giant Step“ aufnahmen. Das von Barry Hansen (alias Dr. Demento) und Melcher ausgetüftelte Arrangement war gar nicht so übel. Aber zum Hit taugte das nicht. Die knapp zwei Dutzend Aufnahmen der Sessions wanderten für mehr als ein Vierteljahrhundert ins Columbia-Archiv.

Auf dieser zweiten von Ace Records vorgelegten Auswahl von Goffin/King-Kompositionen sind die Monkees aber denn doch vertreten – mit dem Top-3-Hit „Pleasant Valley Sunday“, der wieder dafür sorgte, dass sich das Gerade-noch-Ehepaar zumindest um den Stand seines Bankkontos 1967 keine Sorgen machen mussten. Die Liner Notes verraten, dass die Monkees damals nicht weniger als 17 weitere Goffin/King-Songs aufnahmen. Fast so viele nahm wohl auch Bobby Vee von den beiden auf, unter anderen auch das für diese Retrospektive ausgewählte „Go Away Little Girl“. Mit dem Goffin/King-Klassiker „Take Good Care Of My Baby“ hatte seine Karriere abgehoben.

Stolz präsentiert findet man hier „Oh No, Not My Baby“ nicht in der Erst-Aufnahme der Shirelles, sondern der definitiven von Maxine Brown für Wand. Was die Qualität der Versionen angeht, hängen sich die Liner Notes weit aus dem Fenster mit dem Statement „Nobody has come close“ – nicht Carole King selbst, auch nicht Aretha Franklin, Merry Clayton oder Dusty Springfield. Im Fall von „He Hit Me (And It Felt Like A Kiss)“ gab man der Aufnahme von Jody Miller den Vorzug vor dem Crystals-Original. Und anstelle von Carole Kings eigener findet man hier von „Child Of Mine“ die Interpretation von Jackie DeShannon, 1971 eingespielt, aber erst gut drei Jahrzehnte später erstmals veröffentlicht.

Was Andrew Oldham sich dabei dachte, zwei Jahre nach der Ronettes-Aufnahme von „Is This What I Get For Loving You“ dieses Lied Marianne Faithfull für ihre nächste Single anzutragen, kann man nur mutmaßen. Dass er das in so majestätischem Wall of Sound produzierte wie der von ihm idolisierte Kollege Spector, kann man nicht behaupten.

Auf diese Mischung aus Hits und obskuren Singles, aber wie Ben E. Kings „Teil Daddy“ oder Gene Pitneys „Every Breath I Take“ hervorragenden Pop-Werken, können sich die für die Compilation Verantwortlichen durchaus Einiges einbilden.

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