Goldfrapp :: Seventh Tree
So viel opulenter Schönklang, so wenig Tiefgang
Alison Goldfrapp und Will Gregory hatten bisher immer ein gutes Gespür für Stimmungen und Atmosphäre: „Feit Mountain“ war ein herzerwärmendes Wintermärchen, „Supernature“ein eisgekühlter Disco-Traum, „Black Cherry schwebte irgendwo dazwischen. Nun will das Duo in einem Sechziger-Jahre-Bungalow in Bath die psychedelischen Sixties entdeckt haben — doch Skepsis ist angebracht. Nicht nur „Road To Somewhere“ klingt, als hätten Air neuerdings eine Sängerin: harmlos und kuschelig, mit viel Uuuhhhs und Aaaahs.
Eine in rosa Watte gepackte Welt, in der lauterschöne Klänge m Zeitlupe um sich selbst tanzen. Die Ballade „Some People“ wird von einem dezent sägenden Streicher-Loop getrieben, zum Refrain stimmt ein Orchester hymnisch ein, oder dessen Elektronik induziertes Äquivalent, was wahrscheinlicher ist. „A And E“ legt dann etwas im Tempo zu, was dem Song ein kalifornisches, sonnenwarmes 7oer-Jahre-Gefühl gibt, ein paar Soundeffekte gegen Ende sollen wohl „far out“ wirken, klingen aber eher effekthascherisch und überproduziert. Das Video zeigt die goldgelockte Sängerin und vier mit Laub behängte Schrate bei Tänzen im nächtlichen Herbst-Wald.
Der englische Gruselklassiker „The Wickerman“ sei ein wichtiger Einfluss gewesen, behauptet das Info der Plattenfirma. Doch Paul Giovannis mystisch genialer Soundtrack und die unheilvolle Atomsphäre des Films sind eine ganz andere Gewichtsklasse. „Seventh Tree“ — der Titel ist Frau Goldfrapp angeblich im Traum erschienen — wandelt eher auf den ausgetretenen Wegen von „Sergeant Pepper“. Die mehr als opulenten Arrangements des Albums überfluten die eher dünnen Songs wie eine zu schwere Bratensoße. Hier ein Cembalo, da eine Harfe aus dem 17. Jahrhundert, dort einige an Philipp Glass erinnernde Soundblasen. Alison Goldfrapps Stimme besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Leslie Feist, doch leider klingt sie weniger umfangreich und bei weitem nicht so wandlungsfähig.
Trotzdem ist „Seventh Tree“ ein angenehm zu hörendes Album: leicht, hübsch, wohlklingend – die ideale Hintergrundmusik für einen netten Abend in einer stilvollen Cocktail-Lounge.