Goldfrapp :: Supernature

Vor einigen Monaten lief in besseren Kinos „My Summer of Love“. Der außergewöhnliche britische Film über die Freundschaft zweier Mädchen aus sehr unterschiedlichen Milieus war unterlegt mit der Musik des ersten Goldfrapp-Albums. „Felt Mountain“ war märchenhafter, romantischer Trip-Hop, der nie die unsichtbare Bannmeile überschritt, hinter der sich Gefühl zwangsläufig in Kitsch verwandelt.

Wenn man dieses Goldfrapp-Debüt liebte, die geheimnisvolle Introvertiertheit und den zärtlichen Minimalismus, dann war das zweite Album ein Schock: 8oer-Jahre-Glamour-Disco-Elektro-Pop. Uptempo und sehr nervös. Aber natürlich hatte auch „Black Cherry“ wieder Stil und Klasse im Überfluß. Es klang halt nur anders. Hedonistischer und künstlicher.

„Supernature“ setzt den Kurs von „Black Cherry“ fort, allerdings angereichert mit einer Portion Elektro-Rock. Doch Rock, der sich auf Stil und Pose beschränkt, taugt nicht viel. Goldfrapp sind nun mal nicht schmutzig, böse und drogenabhängig, sondern glamourös schillernd und sehr artifiziell. Alison Goldfrapp wirkt mehr den je wie ein Klon aus Madonna, Kylie und Cinderella. „Ooh La La“, sagt da auch die erste Single und reitet auf einem deftigen Boogie-Beat, der an Norman Greenbaums „Spirit In The Sky“ erinnert. Und wie erwartet verwandelt die schöne Alison das erdige Stampfen in ein feminin glitzerndes Disco-Stück. Bei „Ride A White“ rauschen unzählige Synthesizer durcheinander, einen davon bedient Mute-Chef und Ex-Silicon-Teen Daniel Miller. „Slide In“ wirkt wie ein paar Partydrogen zu viel: Es summt und saust um einen herum, und man glaubt jeden Moment abzuheben. „Koko“ wildert auf Gary-Numan-Terrain, und die verruchte blonde Sängerin haucht und seufzt dazu, als hätte Giorgio Moroder sie persönlich instruiert. Der Refrain ist wieder schönstes Kylie-Geträller.

Will Gregory, die unscheinbare Hälfte des Duos, läßt immer wieder die analogen 8oer-Jahre-Synthies zwitschern, satt, treibend funky und manchmal noch immer ein wenig verträumt. Den romantisch dunklen Schneewittchenwald von „Felt Mountain“ haben Goldfrapp allerdings eingetauscht – gegen eine elegant, aber sehr künstlich swingende New-Wave-Disco.

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