Gorillaz :: Plastic Beach

Das dritte Gorillaz-Album lebt trotz prominenter Gäste vor allem von Damon Albarn.

Wie oft kann man einen guten Witz erzählen, bevor er schal wird? Als die komplett animierten, hochmysteriösen Gorillaz 2001 auf der Bildfläche erschienen, waren Timing und Konzept brillant, ja perfekt. Neun Jahre und ein zweites, aberwitzig erfolgreiches Album später mag man aber nicht mehr lachen über sogenannte „Interviews“ mit Damon Albarns Alter Ego Murdoc Niccals. Und auch die Macher wollten ihre anarchische Manga-Guerilla offenbar in Rente schicken: Als Albarn und Hewlett vor zwei Jahren die Arbeit an „Plastic Beach“ aufnahmen, taten sie dies zunächst unter dem Projektnamen Carousel. Vermutlich folgte bald darauf ein ermahnendes Gespräch mit der Plattenfirma.

Wir wollen nun trotzdem das Konzept vernachlässigen und tatsächlich mal „nur über die Musik“ schreiben, wie es in Leserbriefen oft gefordert wird. „Welcome To The World Of The Plastic Beach“ (mit Snoop Dogg) ist noch ein eher unspektakuläres Mottolied. Orient und Okzident – oder vielmehr: East-London und den Nahen Osten – vereint dann „White Flag“. Eine Friedens- und Völkerverständigungshymne mit den Grime-Rappern Kano und Bashy und dem National Orchestra For Arabic Music.

Eine erste ätherische Albarn-Melodie schwebt über den fiepsend pluckernden Beats von „Rhinestones“. Überhaupt: Damon Albarn. Bobby Womack veredelt die erste Single „Stylo“, Lou Reed bewältigt „Some Kind Of Nature“ gewohnt sprechgrummelnd, De La Soul sind nach „Demon Days“ zum zweiten Mal zu Gast, im Titelsong kommt es zu einer Wiedervereinigung der einstigen Clash-Musiker Mick Jones und Paul Simonon – und doch ist es Albarn, der diese eskapistische, perfekt ausbalancierte Melange aus Soul, HipHop, Funk, Frühneunziger-Techno und britischer Popmusik stets dominiert – freilich respektvoll.

„On Melancholy Hill“ fängt dann so ähnlich an wie „Words“ von F.R. David – und ist trotzdem das schönste Lied dieser Platte. Weltentrückter Space-Pop, ein Übergang in ein anderes Bewusstsein, eine andere Welt, eine andere Galaxie. Am Ende hört man Möwen.

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