Great Lake Swimmers – Ongiara
Schon ihre letzte Platte haben die Great Lake Swimmers in einer Kirche aufgenommen, des Ambientes und Raumklanges ¿wegen. Auch für sein drittes Werk ist Chef Tony Dekker auf ausgedehnte Suche nach der perfekten Location gegangen und in London, Ontario fündig geworden: Die dortige Aeolian Hall ist gut 130 Jahre alt und hat offenbar genau die Akustik, die Dekker für sein neues Repertoire im Kopf hatte. Es hallt immer sehr auf den Platten der Great Lake Swimmers, und auch „Ongiara“ schwebt in einem großen Raum, der jeden Gesang und jedes Instrument seiner direkten Körperlichkeit beraubt.
Wenn überhaupt große Unterschiede zu dem Vorgänger, „Bodies And Minds“, zu vermerken sind, dann könnte man sagen: Die Great Lake Swimmers klingen auf „Ongiara“ noch stärker wie eine ätherische, beizeiten gespenstische Version von Neil Young, Höhe „After The Goldrush“. Besonders deutlich wird das bei dem entrückt zum Banjo vorgetragenen Opener „Your Rocky Spine“ und dem langsamen Walzer „Changing Colours“. Insgesamt vermengen sich auf „Ong!iira“Elemente des entsprechenden 70s-Folk mit archaischer Americana und mountain music, lauter Saiteninstumente zirpen, und nur gelegentlich treibt ein Schlagzeug einen Song auf seine kathartischenHöhe.
Das Cover geht haarscharf am Kitsch vorbei, aber das muss man hinnehmen – Dekker ist ein Naturalist, der seine Identität und sein Seelenheil in der mächtigen Geografie Kanadas sucht und sich gern verwurzeln möchte -, nicht zuletzt, um der offenbar immer mal dräuenden Depression etwas entgegensetzen zu können. Höhepunkt des Albums ist der komplett entschleunigte „Catcher Song“, der mit seinem spirituell aufgeladenen Chorus in den Himmel will, jedenfalls weit weg von hier. Und dann ist da noch „Where In The World Are You“, dessen Chorus Owen Pallett (Final Fantasy, Arcade Fire) mit einem feierlich trauernden Streicher-Arrangement auf die Spitze treibt. Toller See, tolle Musik.