Grooving With The Grim Reaper :: Doppel-CD mit Höhepunkten des Death-Rock-Genres der Fünfziger

Als Elton John 1972 in „I Think I’m Going To Kill Myself“ erklärte, es langweile ihn so sehr, Teil des Menschengeschlechts zu sein, dass er Selbstmord erwäge, war das keine Fortsetzung des Ende der 50er-Jahre populären Death Rock, sondern pure Koketterie. Er werde von diesem Ansinnen -erklärte er am Ende – allerdings Abstand nehmen, wenn Brigitte Bardot ihn jede Nacht besuche.

So frivol sah Buddy Knox in „I Think I’m Gonna Kill Myself“ die Ankündigung seines in Kürze bevorstehenden Todes nicht. Seinen besten Buddy Holly gebend, verfügte er, dass danach sein Grab mit einem silbernen Spaten ausgehoben werden solle und der Nachlass an den besten Freund zu schicken sei. Wenig später erschien „Ebony Eyes“ von den Everly Brothers, die traurige Geschichte, in der wenige Stunden vor der Hochzeit die Liebste mit Flug 1203 abstürzt und der Erzähler hofft, sie eines Tages im Himmel wiederzusehen. Die lange Spoken-Word-Passage hier war eines der klassischen Elemente in Death-Rock-Songs. Gleich drei davon gibt es in Eddie Cochrans „Three Stars“, in denen der Sänger den Tod der mit dem Flugzeug abgestürzten Ritchie Valens, Buddy Holly und Big Bopper beklagt und jedem einen eigenen Nachruf widmet. Die 1959 spontan veröffentlichte Single klang in ihrem Sentiment ungleich authentischer als der 1961 nachgereichte „Tribute To Buddy Holly“ von Mike Berry &The Outlaws.

Weniger peinlich, weil aufrichtig empfunden, war „I Miss You Jimmy“ von der obskuren, gleichwohl wunderbaren Varetta Dillard, ein auf dem RCA-Sublabel Groove veröffentlichter Nachruf auf James Dean. Als ein Jahr später Ricky Nelson allen Ernstes Billie Holidays von Todessehnsucht handelnden Song „Gloomy Sunday“ aufzunehmen wagte, verschwand das sofort im Archiv. Ein so völlig trostloses Lied („Death is no dream/For in death I’m caressin‘ you“) mochte man seinen Fans nicht zumuten.

So richtig anfreunden konnten sich die Sender damals ohnehin nicht mit diesen morbiden Popsongs, in denen wie vorher eher in Folksongs („The Long Black Veil“) oder in den Mörderballaden gestorben, begraben und hingerichtet wurde. Johnny Prestons Geschichte von „Running Bear“ und seinem Schatz am anderen Ufer wurde trotzdem ein Millionenseller, Mark Dinnings Klage über seinen mit 16 gestorbenen „Teen Angel“ auch. So viel Romantik durfte sein. Als nicht mehr sendefähig galt dagegen, was Lee Hazlewood in Begleitung von Duane Eddy dem „Girl On Death Row“ in dem gleichnamigen Song prophezeite. Die Single wurde mit Sendeverbot belegt. (Jasmine/H’Art)

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates